Wien - Siemens bleibt vorerst hart. Der Elektromulti bietet für die VA Tech nicht mehr als die bereits Anfang Oktober in Aussicht gestellten 55 Euro je Aktie. Das sieht zumindest das Übernahmeangebot vor, das heute, Freitag, veröffentlicht wird. Damit würde die Totalübernahme des in Linz, Wien und Weiz ansässigen Anlagenbau- und Engineeringkonzerns in Summe rund 840 Millionen Euro kosten, wobei die Siemens AG Österreich bereits jene 16,67 Prozent aller VA-Tech-Aktien besitzt, die sie mit der Victory Industriebeteiligung AG des Mirko Kovats übernommen hat.

Diese mittlerweile in Siemens Technologie Beteiligung AG umbenannte Victory sorgt dieser Tage erstmals für Aufsehen, verlangt sie doch von der VA Technologie AG die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung. In Siemens-Kreisen kolportierter einziger Zweck der nach den Weihnachtsferien gewünschten Aktionärsversammlung: Die Abschaffung des in der VA-Tech-Satzung festgeschriebenen Höchststimmrechts.

Dieses besagt, dass in einer Hauptversammlung (HV) kein Aktionär mehr als 25 Prozent der Stimmen haben kann - egal, wie groß sein Aktienbesitz tatsächlich ist. Die Abberufung beziehungsweise Bestellung von Aufsichtsratsmitgliedern - Siemens ist im Kontrollgremium noch nicht vertreten, die Mandate üben Mirko Kovats und Wirtschaftsprüfer Günther Robol aus - sei definitiv nicht Ziel der HV, heißt es dazu bei Siemens.

Marschrichtung klar

Klar ist damit die Marschrichtung: Siemens will alle Hürden beseitigen, die einer Eingliederung der auf Industrieanlagenbau und Energietechnik fokussierten VA Tech im Wege stehen würden. Die geltende Stimmrechtsbeschränkung ist so etwas. Sie würde es beispielsweise der ÖIAG (14,7 Prozent) und einigen Fonds ermöglichen, wichtige Unternehmensentscheidungen wie etwa die Abspaltung einzelner Teilgesellschaften oder ein Delisting an der Wiener Börse zu verhindern.

Während für eine Abspaltung "nur" eine Dreiviertelmehrheit notwendig ist, braucht eine Zwangsabfindung ("Squeeze out") sogar 90 Prozent der Stimmen. Unter solchen Bedingungen ließe sich freilich auch der Übernahmepreis hinauftreiben, was Siemens naturgemäß verhindern will. In der Wiener Siemensstraße hofft man deshalb, mit den gebotenen 55 Euro je Aktie bis 9. Februar mindestens 50 Prozent der Aktionäre zum Verkauf ihrer Anteilsscheine zu bewegen. Nachgebessert habe man das 3,7 Euro unter dem aktuellen VA-Tech-Kurs liegende Angebot deshalb nicht, weil die 55 Euro ohnehin weit über dem Durchschnittskurs der letzten Jahre liegen und der Kurssprung seit Bekanntwerden des Übernahmeinteresses Anfang November bereits eingepreist sei, betont man bei Siemens. Daher sei der von der Übernahmekommission nur auf seine Gesetzmäßigkeit, nicht aber die wirtschaftliche Angemessenheit geprüfte Preis von 55 Euro fair. (Luise Ungerboeck, Der Standard, Printausgabe, 10.12.2004)