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Vorbei ist die Zeit, da Experten angesichts der ständig steigenden Nachfrage nach Energie für Chinas boomende Wirtschaft im kommenden Jahr mit Versorgungsengpässen rechneten.

Foto: AP/FERRARI
Wien - Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) blickt vor ihrer Konferenz an diesem Freitag in Kairo mit Sorge auf die schnell sinkenden Rohölpreise. Angesichts des Preisrückgangs von mehr als 46 auf zuletzt 33,78 Dollar für ein Fass (159 Liter) denkt der Präsident der OPEC, Purnomo Yusgiantoro, sogar schon wieder über eine Senkung der Förderung des Kartells nach. Zunächst aber soll die Entwicklung im Winter abgewartet werden.

Die Ausgangslage auf den internationalen Ölmärkten hat sich in den vergangenen Wochen grundlegend geändert. Vorbei ist die Zeit, da Experten angesichts der ständig steigenden Nachfrage nach Energie für Chinas boomende Wirtschaft im kommenden Jahr mit Versorgungsengpässen rechneten.

Weltweite Überproduktion

Schon jetzt gebe es eine weltweite Überproduktion von 1,3 bis 2,0 Millionen Barrel täglich, berichtet das internationale Energie- Beratungsunternehmen PVM in Wien. Und die elf OPEC-Länder tragen dazu durch ihre auf das Maximum hochgefahrene Förderung bei.

Analysten schätzen, dass die OPEC, die ihre offizielle Förderquote im Juni und September auf 27 Millionen Fass erhöht hatte, mittlerweile zwischen 28,5 und 30 Millionen Barrel täglich produziert.

Ernüchterung

Doch die Panik der Händler und Spekulanten, die den Ölpreis in den USA im Spätsommer in die Reichweite der 60-Dollar- Marke trieben, ist inzwischen der Ernüchterung gewichen. Die abgekühlte Weltkonjunktur, wachsende Reserven, überquellende Lager und ein bisher eher milder Winter in den USA, dazu die unter Volllast laufenden Raffinerien in Nordamerika und Europa drücken die Preise.

Bei der OPEC läuten deshalb die Alarmglocken. Sinkende Nachfrage zusammen mit einer andauernden Überproduktion könnten zu einem unkontrollierbaren und anhaltenden Preisverfall führen, warnten Vertreter der Förderländer.

Dollar-Schwäche

OPEC-Funktionäre wiesen darauf hin, dass bei der künftigen Preisgestaltung nicht nur die Inflationsraten der vergangenen Jahre, sondern auch die aktuelle Dollar-Schwäche einbezogen werden müsse. So entsprach der so genannte Korbpreis (Durchschnittspreis) des Kartells für ein Barrel von 33,78 Dollar am Mittwoch nur noch 25,40 Euro. Gestern ist der Preis für OPEC-Rohöl auf den niedrigsten Stand seit Ende Juni gefallen.

OPEC-Präsident Yusgiantoro machte deshalb in dieser Woche deutlich, worüber man in Kairo sprechen müsse: "Es gibt drei Tagesordnungspunkte: Den Korbpreis, das Preisband der OPEC und die (Förder)-Politik für das kommende Jahr."

Nicht wenige OPEC-Länder sind der Meinung, dass das inzwischen längst übertroffene Preisband für Rohöl des Kartells von 22 bis 28 Dollar einer Korrektur nach oben bedarf. Eine Senkung der offiziellen Förderquoten von zurzeit 27 Millionen Barrel pro Tag werde die OPEC noch nicht wagen, heißt es in Wien. Denn noch sind die Vorwürfe von EU und US-Regierung nicht vergessen, die der OPEC im Frühsommer wegen ihrer restriktiven Förderpolitik die Schuld an der Ölkrise gaben.(APA/dpa/sda)