Wien/San Antonio - Gute Nachricht vom US-Brustkrebs-Kongress in San Antonio (Texas): Eine neue antihormonelle Behandlung von Frauen mit einem Mammakarzinom nach der Menopause kann die Häufigkeit von Rückfällen erheblich senken. Das haben eine internationale und eine österreichische Studie ergeben, die im Dezember bei der Konferenz präsentiert wurden.

Hintergrund

70 Prozent der Frauen mit Brustkrebs nach dem Wechsel leiden an hormon-abhängigen Tumoren. Das bedeutet, dass das Karzinom von dem Wachstumsimpuls des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen abhängig ist. Dem entsprechend wird seit rund 20 Jahren in der Nachbehandlung das teilweise Anti-Östrogen Tamoxifen eingesetzt, um Rückfälle zu verhindern. Mit Aromatase-Hemmern (z.B. Anastrozol/AstraZeneca) stehen aber jetzt neue und offenbar noch wirkungsvollere Substanzen zur Verfügung.

Der Leiter der Abteilung für Spezielle Gynäkologie an der Wiener Universitäts-Frauenklinik, Univ.-Prof. Dr. Ernst Kubista, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien: "Nach den Studienergebnissen sollte das Wirksamste (Aromatase-Hemmer, Anm.) zuerst gegeben werden. Das Bessere ist der Feind des Guten (Tamoxifen, Anm.)."

Kein Vorteil

Diese Aussage stützt sich zunächst auf die so genannte ATAC-Studie, deren Endauswertung in San Antonio präsentiert wurde: Weltweit waren 9.336 Patientinnen fünf Jahre lang nach Operation und/oder Strahlen- bzw. Chemotherapie entweder mit Tamoxifen, Anastrozol oder eine Kombination aus beiden behandelt worden. Die Kombination brachte keinen Vorteil gegenüber Tamoxifen allein.

Verbesserungen

Doch unter der Verwendung des Aromoatase-Hemmers zeigten sich statistisch signifikant deutliche Verbesserungen: So wurde ein Rückgang der Häufigkeit von Rück- oder Todesfällen innerhalb von fünf Jahren um 13 Prozent registriert. Ein Wiederauftreten des Tumors wurde um 21 Prozent seltener beobachtet, die Häufigkeit von Fernmetastasen (in anderen Organen) sank um 14 Prozent. Brustkrebs an der zweiten Brust zeigte sich um 42 Prozent seltener unter den Frauen, welche Anastrozol bekommen hatten. Der Überlebensvorteil dieser Brustkrebs-Betroffenen war nicht signifikant. Das dürfte aber an der noch relativ kurzen Beobachtungsdauer liegen.

Medizin-Daten-Spezialist Dr. Christian Werzer legte diese Ergebnisse auf die Situation in Österreich um: Von den 5.000 Frauen, die jedes Jahr in Brustkrebs erkranken, würden 2.450 in die Gruppe der Patientinnen nach der Menopause und mit einem Hormon-abhängigen Karzinom fallen. Bekämen sie keine anti-hormonelle Therapie wären 950 Rückfälle zu erwarten (Risiko: 38 Prozent). Eine Tamoxifen-Therapie über fünf Jahre hinweg reduziert dieses Risiko um 50 Prozent. Die Verwendung von Anastrozol stattdessen verringert die Gefährdung um weitere 26 Prozent.

Weniger Nebenwirkungen

Laut Kubista sollte daher die Behandlung mit dem Aromatase-Hemmer zu einem neuen Standard werden. Frauen, die derzeit mit Tamoxifen behandelt werden, könnten bzw. sollten eventuell auf das neuere Medikament umgestellt werden. Es hat auch statistisch signifikant weniger Nebenwirkungen.

Aussichtsreiche Ergebnisse

In San Antonio wurden auch zwei Studien der österreichischen ABCSG-Gruppe zu diesem Thema präsentiert, die international - bis hin zum US-Nachrichtensender CNN - Beobachtung fanden. Der Wiener Chirurg Univ.-Prof. Dr. Raimund Jakesz (AKH) stellte eine ATAC-ähnliche Untersuchung vor. Bei 3.200 Frauen mit hormon-abhängigem Brustkrebs nach der Menopause wurde nach zwei Jahren entweder mit Tamoxifen weiter behandelt oder auf Anastrozol umgestellt (drei Jahre). Dabei stellte sich heraus, dass unter dem Aromatase-Hemmer die Rückfallsrate um 40 Prozent sank, die Häufigkeit von Fernmetastasen gar um fast 50 Prozent.

Knochenabbau

Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant (Chirurgische Universitätsklinik am Wiener AKH) präsentierte hingegen eine Untersuchung, wonach man bei Frauen, die dem Aromatase-Hemmer behandelt werden, durch die zusätzliche Gabe eines "Knochenhärters" (Bisphosphonat) einen krankhaften Knochenabbau verhindern kann. Aromatase-Hemmer können sich negativ auf die Knochendichte auswirken. (APA)