Perchtoldsdorf bringt man wahrscheinlich zuerst mit "Heurigen" in Verbindung, nicht mit "Pinot Noir". Was sich ändert, seit sich Georg Nigl dort dieser Rebsorte angenommen hat

Als "Burgunderfreak" bezeichnet sich Georg Nigl im Kurzporträt auf der Homepage, denn Pinot Noir sei "sexy", die "laszive Form" der Wein-Vollkommenheit, so die Intro. "Die Rebsorte ist für einen Winzer die größte Herausforderung. Nämlich um sie zu beherrschen", erklärt der junge Weinmacher, womit seine Vorliebe mehr als klar dargestellt ist.

Zehn Hektar Eigenflächen hat Nigl in Perchtoldsdorf, bewirtschaftet nach State of the Art der Weinmacherkunst: u. a. gezielte Laubarbeit, hohe Stockdichte und organischer Dünger. Früher hätte man im Betrieb vor allem Weißwein produziert, "rund 95 Prozent, schließlich gab's da den Heurigen". Heute hat die Rebsorte Pinot Noir, oder Blauburgunder wie er hier zu Lande auch bezeichnet wird, mit etwas mehr als zwei Hektar den größten Anteil an den Rebflächen. Dazu kommen noch Cabernet Sauvignon, Zweigelt an roten Sorten, Gelber Muskateller, Sauvignon Blanc, Grüner Veltliner und Welschriesling bei den Weißweinen.

Sortenansprüche

Georg Nigl ist 1997 nach dem Abschluss der Weinbauschule Krems in den Betrieb der Eltern eingestiegen, zu dem auch zwei Heurige gehören. Zwischen Schulabschluss und Arbeitsernst gab es noch einige Reisen ins Weinausland: Besuche in den wichtigsten Châteaux im Bordelais, in Südafrika und ein Austauschprogramm in den USA, wo er in Oregon, einer der traditionellen Pinot-Noir-Regionen an der Westküste, intensiv mit der Rebsorte in Berührung kam.

Auf seinen Reisen habe er, so Nigl, "die Bodenansprüche der Sorte genau ausloten können". Und danach habe er auch genau ausgewählt, welche Flecken sich in Perchtoldsdorf für diese Sorte besonders eignen würden. Die "charismatischen Lagen" sind "südseitig exponiert, wo kühle Nächte - Stichwort: Wienerwaldnähe - und warme Tage das ihre zur Fruchtausbildung am Rebstock beitragen". Der Boden ist tiefgründig und kalkreich. "Burgunder lebt schließlich von Frucht und Filigranität."

Im Jahr 2000 machte Georg Nigl erstmals auf sich aufmerksam, als er mit dem Pinot Noir, Jahrgang '98 den Sortensieger bei der Falstaff-2000-Verkostung stellte. Seither sei er immer vorne dabei, erzählt der Winzer.

Weißweine und Rotweine werden in klar definierten Stilen ausgebaut. "Frisch, fruchtig, mineralisch" für die Weißweine, Rot in "internationaler Stilistik mit Barriqueeinsatz, wo es angebracht sei, wie Nigl erzählt. Beachtenswert sind auch ein Zweigelt Reserve 2002, der, ebenfalls "internationaler ausgebaut", d. h. abhängig vom Jahrgang mindestens 18 Monate im Barriquefass gelagert wird, sowie die rote Cuvée "G" aus Cabernet Sauvignon, Zweigelt und Blaufränkisch. (ls, DER STANDARD, Printausgabe vom 9.12.2004)