Für Zisser sind auch die syrischen Friedensangebote an Israel viel zu schwach, sie kämen immer nur indirekt, über Gesprächspartner Assads, und würden später relativiert. Perthes hingegen meint, Assad sei sich bewusst, dass seine prioritäre Agenda - die Modernisierung und wirtschaftliche Entwicklung Syriens - nur mit einem Friedensschluss funktioniere. Ob er dazu stark genug sei? Perthes zählt "gesichtswahrende Lösungen" für Syrien auf: Man könne die territorialen Fragen einem internationalen Gericht überlassen, wobei dann die alte Grenze am See Genezareth "neu definiert" werden könnte: 1967 sei sie am Wasser verlaufen, durch Zurückgehen des Wasserpegels aber eben heute nicht mehr.
Auch zu einem neuen syrisch-palästinensischen Verhältnis differieren die Meinungen der renommierten Experten: Zisser meint, dass, auch wenn die Animositäten beigelegt werden, die Syrer weiter ihr Interesse verfolgen werden: dass sich der palästinensisch-israelische Prozess nicht "auf ihre Kosten" entwickle. Perthes sagt, Assad erkenne, "dass die palästinensische Karte nicht mehr in syrischer Hand ist", das heißt, er werde sich mit Mahmud Abbas arrangieren und nicht intervenieren, wenn sich dieser mit der Exil-Hamas-Führung in Damaskus arrangiert.
Inszenierung?
Während Zisser aus den widersprüchlichen Statements nach Assads Kairo-Besuch - der Sprecher von Präsident Hosni Mubarak hatte von einer neuen Position Damaskus' gesprochen, aus Syrien kam prompt ein Dementi - abliest, dass Assad es nicht wirklich ernst meint, macht Perthes darauf aufmerksam, dass das in der Region für eine "Inszenierung" gehalten wird: Für Assad sei es eben schwierig zu sagen: "Wir geben etwas auf", deshalb lässt man es die Ägypter sagen.