Klagenfurt - Die Vernetzung der Fähigkeiten und nicht einzelne Gegenstände seien in der Bildungspolitik gefragt. Dies erfordere jedoch einen"anderen Lernstoff". Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage des Klagenfurter Humaninstitutes zu den schlechten Noten, welche Österreichs Schülerinnen und Schülern in der PISA-Studien ausgewiesen werden.

Das Institut ist den Fragen "Ist die gegenständliche Bildungspolitik in der Sackgasse?", "Was läuft schief bei unseren Leseratten und Rechenmuffel?" und "Sind Reaktionen auf die aktuelle PISA-Studie pure Hysterie oder berechtigte Sorge um den Kulturverlust?" nachgegangen. "Dabei stellt sich auch heraus, dass die schlechte Note in der Pisa-Studie eigentlich den Bildungsverantwortlichen gehört", erklärte Institutsleiter Franz Witzeling am Montag gegenüber der APA. "Man attestiert aber den Schülern und Schülerinnen immer schlechtere Leseleistung und absinkende Fähigkeiten in Mathematik und Naturwissenschaften. Die Länder, die ihre Bildungsentwicklung auf die rasante Technologieentwicklung besser abgestimmt haben, liegen auch in der Pisastudie weit vor uns Österreichern."

890 Personen wurden österreichweit telefonisch befragt. In 85 persönlichen Interviews mit Opinionleadern aus Pädagogik, Medien, und Wirtschaft wurde die Thematik analysiert.

Veränderungen durch moderne Kommunikation

Die Frage "Hat sich Ihrer Meinung nach das Lern- und Informations-Aufnahmeverhalten speziell bei Schülern und Jugendlichen in der modernen Kommunikationsgesellschaft grundsätzlich verändert?" beantworteten 72 Prozent mit ja, 18 Prozent mit nein, zehn Prozent hatten keine Meinung. Auf die Frage "Welcher Lerntyp ist Ihrer Meinung nach im Vorteil mit dem multimedialen Medianangebot als Lerngrundlage besser zurechtzukommen?" antworteten 35 Prozent mit vernetztes Lernen, 23 Prozent mit bildliches Lernen, 21 Prozent mit handelndes Lernen, zwölf Prozent mit akustisches Lernen und neun Prozent mit lesendes Lernen. Die Frage "Ist Ihrer Meinung nach der Erwerb von Fähigkeiten, wie Lesen, Schreiben und Rechnen ausreichend, um die Aufgaben in einer multimedialen Informationsgesellschaft zu bewältigen?" beantworteten 64 Prozent mit nein, 23 Prozent mit ja, 13 Prozent hatten keine Meinung.

Auf die Frage "Welche der folgenden Verhaltensänderungen als Reaktion auf die multimediale Reizüberflutung können Sie bei Jugendlichen vermehrt beobachten?" antworteten 41 Prozent mit kreativer Vernetzung der Reizangebote (Aktivität), 24 Prozent mit mentaler Rückzug (Depression), 18 Prozent mit Aufgehen von Reizrausch (Drogen), während die restlichen 17 Prozent der Meinung sind, dass es keine Verhaltensänderungen gebe.

Umstellung auf integrative Lerntypen?

Die Frage "Sollte sich Ihrer Meinung nach die Pädagogik auf die integrativen Lerntypen umstellen, indem an Stelle von vorgetragenen Gegenständen ganzheitliche Lehrinhalte präsentiert werden?" beantworteten 67 Prozent mit ja, 21 Prozent mit nein, zwölf Prozent wussten keine Antwort.

Bei der offenen Frage an Experten "Wo liegen Ihrer Meinung nach die Ursachen für das schlechte Abschneiden der österreichischen Schüler in der letzten PISA-Studie?" (Mehrfachzuordnung möglich), wurde zu 83 Prozent "Die Bildungspolitik ist bis zum heutigen Tag lehrer(in)zentriert und auf Systemerhaltung ausgerichtet, der Schüler(in) ist Mittel zum Zweck" geführt, gefolgt von 79 Prozent "Leistungsbeurteilung erfolgt nur aus der Sicht der Lehrer(in), die ihren pädagogischen Beitrag zur Leistung nicht rechtfertigen brauchen", 73 Prozent "Lehrer(innen) sind großteils für die Anforderungen der modernen Kommunikationsgesellschaft weder ausgebildet, noch diesen gewachsen" und 70 Prozent "Lernmittel und Lerninhalte sind weder den Anforderungen der Berufswelt, noch dem Informationsgebrauchsverhalten der Zeit entsprechend". (APA)