Bagdad - Aufständische im Irak haben am Wochenende mehr als 55 Menschen getötet. In Tikrit erschossen Extremisten am Sonntag nach Angaben der US-Armee 17 irakische Zivilisten, die mit dem Bus auf dem Weg zur Arbeit waren. Attentate gab es in Bagdad, in Beiji, in Bakuba und in Mossul, bei einem Selbstmordanschlag starben dort nach Angaben eines Vertreters der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) von Jalal Talabani 18 kurdische Kämpfer. Insgesamt kamen am Wochenende fünf US-Soldaten bei Angriffen ums Leben.

Der Wahltermin am 30. Jänner wird weiter infrage gestellt. Der frühere UNO-Irak-Beauftragte Lakhdar Brahimi erklärte, wegen der Anschläge sei es unmöglich, am 30. Jänner Wahlen abzuhalten. "Der Irak ist ein Trümmerhaufen", sagte Brahimi der niederländischen Zeitung NRC Handelsblad. Sieben sunnitische Parteien forderten eine Verschiebung der Wahlen um mindestens sechs Monate.

Neue US-Folterfotos

Neue Fotos über die Misshandlung irakischer Gefangener haben in der arabischen Welt einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die US-Streitkräfte nahmen Ermittlungen zu den Bildern auf, die die Frau eines im Irak eingesetzten Marineinfanteristen ins Internet gestellt hatte.

Die neu entdeckten Fotos zeigen unter anderem Soldaten einer Marineeinheit, die auf mit Handschellen gefesselten und mit Kapuzen vermummten Gefangenen liegen oder sitzen. Auf einem anderen Bild ist ein blutüberströmter Häftling zu sehen, dem eine Pistole an den Kopf gehalten wird. Ein AP-Reporter hatte die Fotos im Internet entdeckt und die Marine um eine Stellungnahme gebeten.

Einige der Bilder sind mit Mai 2003 datiert. Demnach wurden sie Monate vor den weitaus brutaleren Misshandlungen im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib aufgenommen und könnten die bisher frühesten Belege von Übergriffen auf Häftlinge sein. (Reuters, AFP, dpa, AP/DER STANDARD, Printausgabe, 06. 12. 2004)