Die französische Medienbeobachtungsbehörde "Observatoire francais des medias" (OFM) hat ihre Besorgnis über die Möglichkeit geäußert, dass externe Finanzgruppen in das Gesellschaftskapital der Pariser Tageszeitungen "Le Monde" und "Liberation" aufgenommen werden. "Das französische Observatorium ist beunruhigt über die Eröffnung von Verhandlungen zwischen 'Le Monde' und Lagardere, die zum Eintritt Lagarderes in das Kapital von Le Monde SA, der Finanzgesellschaft, die 'Le Monde' kontrolliert, führen könnte", schreibt das OFM in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme.

Das Observatorium, das im Jahr 2003 geschaffen wurde, verurteilt zudem die "Konzentration der französischen Medienlandschaft in den Händen einiger weniger Industrie- oder Finanzgruppen". Als Beispiel nennt das OFM den Mischkonzern Bouygues SA, der den größten Fernsehsender TF1 kontrolliert, den Flugzeugindustriellen Dassault SA, der die Mehrheit von "Le Figaro" übernommen hat und den Mischkonzern Lagadere SA. Durch diese Konzentration werde der Informationspluralismus in Frankreich in Gefahr gebracht, heißt es in dem Bericht. "Ein Eintritt von Lagardere im Kapital von 'Le Monde' würde die Lage noch weiter verschlimmern", schreibt OFM.

Einschränkung des Pluralismus

Das Observatorium prangert auch die mögliche Beteiligung des Geschäftsmanns Edouard de Rothschild an der Pariser Tageszeitung "Liberation" an. "Die politische Wahl dieses neuen Referenz-Aktionärs und das Wettrennen um die Rentabilität innerhalb der Zeitung würde den Pluralismus in der Presse noch etwas mehr einschränken", schreibt das OFM. "Liberation" hat diese Woche die Verhandlungen mit Rothschild für die Veräußerung von 37 Prozent des Gesellschaftskapitals für 20 Millionen Euro angekündigt.

Sowohl "Le Monde" als auch "Liberation" befinden sich gegenwärtig in einer finanziellen Krise, die auf die rückläufigen Werbeeinnahmen und Verkaufszahlen zurückzuführen sind. "Le Monde" hat bereits ein Sparprogramm angekündigt, das zum Abbau von 90 Posten führen soll. Chefredakteur Edwy Plenel ist vergangene Woche von seinem Posten, den er seit 1996 innegehabt hatte, zurückgetreten ( etat.at berichtete). (APA)