New York/Washington - Der US-amerikanische
UNO-Botschafter John Danforth hat nach Bekanntwerden seines
Rücktrittsgesuchs offen Kritik an den Vereinten Nationen und seiner
eigenen Rolle geübt. Er warf der UNO-Vollversammlung, dem Plenum der
191 Mitgliedstaaten vor, sich mit Reden aufzuhalten und keine
Lösungen für brennende Probleme finden zu können. Was seine eigene
Rolle angehe, so falle es ihm schwer, nur die Richtung des
US-Außenministeriums zu vertreten und nicht mit eigener Zunge
sprechen zu können, sagte Danforth am Freitag in New York.
Sein Entschluss, den Posten im Jänner aufzugeben, sei aber völlig
unabhängig von diesen Betrachtungen. "Ich will einfach nur nach
Hause. Das ist alles", sagte er zu Journalisten. Danforths Beschluss
wurde in Diplomatenkreisen mit Überraschung aufgenommen. Der
68-jährige ehemalige US-Senator hatte seinen Amtsvorgänger John
Negroponte erst im Juli abgelöst, als dieser US-Botschafter in Bagdad
wurde.
Kurze Einsätze in Zukunft möglich
In seinem Rücktrittsschreiben vom 22. November, das erst am
Donnerstagabend (Ortszeit) bekannt wurde, sagte Danforth, er wolle
fortan mehr Zeit mit seiner Frau Sally verbringen. Er stehe aber
weiterhin für kürzere Einsätze zur Verfügung, schrieb er an
US-Präsident George W. Bush.
Der frühere US-Senator aus St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) war
kürzlich noch als Nachfolger von Außenminister Colin Powell im
Gespräch. Für den Posten nominierte Bush jedoch seine nationale
Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. (APA/dpa)