Bei der Beamtenwahl haben selbst die Freiheitlichen Bereiche, in denen sie erfolgreich sind. Irgendwo findet sich ja eine Wahleinheit, wo es ganz anders gelaufen ist. Wo tüchtige Personalvertreter einen Vertrauensbeweis bekommen haben, den ihre Liste sonst nicht mehr lukrieren kann. Das ist ja das Tröstliche bei Personalvertretungswahlen: Da werden so viele Funktionen gewählt, dass aus jeder Gruppe mal einer als Gewinner dastehen kann.

Sieger gibt es aber nur einen - darauf hat der Chef der Beamtengewerkschaft hingewiesen: Mehr als jede zweite gültige Stimme ist auf die Christgewerkschafter entfallen, Fritz Neugebauers Position in der Gewerkschaft ist weiterhin stark. Aber so wirklich froh wird er seines Sieges nicht sein: Zu auffällig sind die Gewinne von Roten und Grünen, zu groß die von seinen potenziellen Wählern wahrgenommenen Widersprüche zwischen Neugebauers Rolle als gewerkschaftlicher Kämpfer gegen die Sparpolitik der Regierung und seiner Rolle als ÖVP-Abgeordneter und damit Mehrheitsbeschaffer ebendieser Regierung.

Da hilft alles Poltern nichts. Da hilft alles Verhandeln nichts. Da hilft nicht einmal der für die Beamten insgesamt günstige Abschluss von Gehalts- und Pensionsverhandlungen. Was bleibt Neugebauer zu tun? Um Glaubwürdigkeit zu erhalten und zurückzugewinnen muss er genau so weitermachen, muss die Stärke, die er als "Sieger" zu haben behauptet, auch unter Beweis stellen. Die nächste Verhandlungsrunde über das neue Gehaltsschema wird dadurch nicht leichter.

Und was gibt es für die vielen anderen Gewinner zu holen? Wenig in der weiterhin tiefschwarzen Beamtengewerkschaft - aber immerhin einen Motivationsschub für die Funktionäre bei den nächsten Landtags- und Nationalratswahlen. (DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.12.2004)