Markus Rogan hofft auf Medaillen in Wien.

Standard: Wie ist denn das werte Befinden?

Markus Rogan: Super eigentlich, ich freu mich auf die EM, bin im emotionalen Gleichgewicht. Obwohl ich in der Vorbereitung auch verloren habe – gegen den Slowenen Peter Mankoc hatte ich beim Ströck-Meeting über die Lagenstrecken nicht viel zu melden.

Standard: Wenn man sich die Nennliste ansieht, erscheint gerade auf Ihren Strecken, in den Rücken- und Lagenrennen, die Konkurrenz groß.

Rogan: Gott sei Dank ist sie das, sonst wär mir ja fad. Ich möchte jedenfalls nicht Europameister werden, wenn kein Gegner da ist. Die Bedeutung der Kurzbahn ist stark gestiegen, Schwimmen ist längst ein Ganzjahressport.

Standard: Wie hat sich die Zeit, wie haben Sie die Zeit nach Ihren zwei Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen gestaltet?

Rogan: Die wichtigste Phase waren die zwei Wochen unmittelbar danach. Ich hab mich von dem Hype erholt, viel Zeit mit meinen besten Freunden verbracht. Dann ist das Training wieder losgegangen, mein Betreuer Robert Michlmayr und ich mussten uns aneinander gewöhnen. Ich habe viele Veranstaltungen besucht, Sponsoren eingesammelt. Als alles unter Dach und Fach war, ist wieder Ruhe eingekehrt.

Standard: Wie haben Sie Ihre plötzliche große Popularität wahrgenommen, wie gehen Sie damit um?

Rogan: Ich habe mich daran gewöhnt, dass sich die Leute zweimal nach mir umdrehen. Aber ich weiß, dass mir das nicht abgehen wird, wenn es einmal nicht mehr so ist.

Standard: Sie haben unter besten Bedingungen an der Stanford-Uni unter Skip Kenney trainiert, einem weltweit anerkannten Coach. Halten die Südstadt und SVS-Schwechat- Trainer Robert Michlmayr einem Vergleich stand?

Rogan: Absolut. Die Südstadt ist kleiner als Stanford, aber die Bedingungen sind exzellent. Und die Zusammenarbeit mit Robert ist spannend. Er legt mehr Wert auf Technik, Ausdauer und Koordination. Toll am Schwimmsport ist ja, dass man immer noch mehr trainieren kann. Die Gelenke nützen sich kaum ab, man kriegt keine gesundheitlichen Probleme.

Standard: Sie wurden in Stanford jahrelang auch geistig gefordert, wie halten Sie sich jetzt diesbezüglich fit?

Rogan: Es stimmt schon, ich bin nach dem Studium aufgewacht und hatte auf einmal vierzig Stunden mehr Zeit pro Woche. Die Herausforderungen jetzt sind ganz andere, ich lese Zeitungen auf Deutsch, Englisch und Spanisch. Und ich lerne, wie man mit welchen Leuten umgeht, was man wann wie sagen kann.

Standard: Wie beurteilen Sie jetzt den Wickel, den es mit dem Verband gab, weil sich die Aktiven nicht den Hersteller ihrer Schwimmanzüge vorschreiben lassen wollten?

Rogan: Wo Erfolg ist, ist halt rasch ein bisserl Sand im Getriebe. Aber wir haben schnell alles gelöst. Mir geht es darum, das beste Material zu haben, und ganz sicher nicht um Geld. Ich schwimme nicht aus finanziellen Gründen.

Standard: Bis Jahresende hat der Verband einen Vertrag mit dem Ausrüster Speedo. Werden Sie bei der EM eine Speedo-Hose anziehen?

Rogan: Ich schwimme entweder mit Speedo oder mit Nike. Ich schwimme mit dem Material, mit dem ich meiner Meinung nach am schnellsten bin.

Standard: Ihre Ziele für die EM in Wien?

Rogan: Ich möchte vor allem mit der Mannschaft unter die ersten drei kommen, das ist zugegeben hochgegriffen. Die 200-m-Rücken würde ich gerne gewinnen, vielleicht geht sich da und dort auch sonst noch etwas aus.

Standard: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Rogan: Eine Bitte hätte ich noch. Könnte man meine Homepage erwähnen? Die ist nämlich ganz neu gestaltet – www.markusrogan.at.

Standard: Gern geschehen.

ZUR PERSON:

Markus Rogan (22) schwimmt seit 15 Jahren leistungsmäßig. Übersiedelt mit 14 nach Washington DC, sein Stiefvater ist ZDF-Korrespondent. Besucht ab 2000 per Stipendium die Stanford-Uni in Kalifornien, schließt im Juni 2004 das Studium (International Relations and Economics) ab.

WM-Zweiter 2001, zweifacher Europameister '04, zweifacher Olympia-Zweiter '04, Österreichs Sportler des Jahres