Internationale zur Lage in der Ukraine "De Morgen": Juschtschenkos Mitarbeiter gingen in Albrights Schule - Brüssel/Rom/Den Haag - Wie einst in der DDR, in Serbien und in Georgien erhalten auch die Demonstranten in der Ukraine Hilfe von außen, meint die belgische Tageszeitung "De Morgen" aus Brüssel am Mittwoch und führt aus:

"Dieses Szenario wurde zwei Mal mit Erfolg verwendet, in Belgrad gegen den Serben Slobodan Milosevic und in Tiflis, wo die Rosenrevolution den georgischen Präsidenten Schewardnadse verjagt hat. Immer haben Studenten- und Jugendvereine die Demonstrationen organisiert. Von einem Tag auf den anderen verfügten sie über die Mittel und die technische Infrastruktur, die vorher in ihren Ländern nicht vorhanden waren.

(...) In Ost-Berlin gab es damals auch ein solches Szenario. (...) Es waren westdeutsche Aktivisten, die mit Erfolg den Slogan des Volks gegen das Honecker-Regime "Wir sind das Volk" in "Wir sind ein Volk" geändert haben. (...) Und über die Ukraine ist noch mehr zu sagen. Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright ist gegenwärtig Chefin des National Democratic Institute, einer in der ganzen Welt aktiven Stiftung. In der NDI-Filiale in Kiew wurden alle Mitarbeiter von Viktor Juschtschenko ausgebildet und politisch geschult."

"Corriere della Sera" (Rom):

"Den westlichen Ländern bleibt eine unbequeme Frage. Was ist zu tun, wenn in Kiew ein despotisches und gleichzeitig ungesetzliches Regime die Oberhand gewinnen sollte? Dann könnten sie der Ukraine sicher keine weiteren Hilfen anbieten, die Zolltarife der EU verringern, die Grenzen öffnen oder eventuell den Eintritt in die Welthandelsorganisation (WTO) gewähren. Abgesehen von der Gefahr eines Bürgerkrieges in der gespaltenen Gesellschaft liegen genau hier die Gründe für jeden Versuch zur einer Vermittlung in Kiew."

"de Volkskrant" (Den Haag):

"Die ukrainische Gesellschaft nutzt eine Energie, die wohl lange Zeit brachgelegen hat. Hunderttausende werden durch ein gemeinsames Ideal motiviert. Ihre Botschaft lautet: Wir sind hier das Volk. Wie kann es das Regime wagen, uns den Anschluss an den Westen zu verwehren? Nach einem offensichtlichen politischen Halbschlaf hat sich die Ukraine in eine politisch brodelnde Gesellschaft gewandelt. Die Massen in Kiew sind die Reste eines alten politischen Europa, eines Europa, das beim Zusammenbruch des Kommunismus 1989 zum letzten Mal sichtbar war und das viel früher schon aus der westlichen Hälfte verschwunden ist." (APA/dpa)