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Foto: AP/Giakoumidis

Athen - Der Rechtsstreit in Griechenland um den angeblich als bisexuell dargestellten Alexander den Großen im Historienepos "Alexander" von US-Regisseur Oliver Stone ist vorerst beigelegt. Eine Gruppe griechischer Anwälte hat erreicht, dass im Vorspann - zumindest in griechischen Kinos - eingeblendet wird, dass der Film keine historische Dokumentation ist. "Wir haben erreicht, was wir wollten", sagte der Athener Rechtsanwalt Ioannis Varnakos. Die Verleihfirma "Spentzos Films" hatte den Film mit Colin Farrell als Alexander, Anthony Hopkins und Angelina Jolie am Donnerstag Filmkritikern und den Anwälten als Vorpremiere gezeigt. Der Film sollte in Griechenland am Freitag in 80 Kinos anlaufen.

Varnakos und 24 seiner Kollegen hatten Anfang der Woche mit einer Einstweiligen Verfügung gedroht, weil in dem Film angedeutet werde, dass der in Griechenland als Held gefeierte Alexander der Große eine sexuelle Beziehung zu seinem Jugendfreund und Mitkämpfer Hephaistion gehabt habe. Dies verfälsche die Geschichte, kritisierten die Juristen. Noch ehe sie den Film überhaupt gesehen hatten, forderten die Anwälte den Verleiher auf, anstößige Szenen herauszuschneiden.

"Nichts Dolles"

Doch die Aufregung war anscheinend unnötig: "Ich verstehe die Hysterie rund um die angeblichen Sexszenen nicht. Die gibt es gar nicht", sagte der Filmkritiker Panagiotis Timogiannakis im griechischen Staatsfernsehen NET. Gezeigt werde lediglich ein Kuss, den Alexander einem jungen Diener während einer klassischen altgriechischen Orgie auf den Mund schmatzt - nach Meinung des Kritikers "nichts Dolles".

Auch andere Filmkritiker urteilten am Freitag, das Historienepos sei nur mittelmäßig und schlossen sich damit der Meinung ihrer amerikanischen Kollegen an. Er werde viel "geschwafelt", zeitweilig sei der Film sogar langweilig. Immerhin sei der Streifen aber eine kostenlose "Riesenwerbung" für Griechenland.

Kirchliche Sachkompetenz

Kritik kam auch von der Kirche: "Sie (Oliver Stone und sein Team) versuchen, Alexander zu erniedrigen", kritisierte das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Christodoulos, im Fernsehen. Das Kirchenoberhaupt zeigt sich allerdings seit Jahren in dieser Hinsicht intolerant: Nach seinen Worten "haben alle Homosexuelle eine Macke".

Gemäßigter äußerte sich die Athener Archäologie-Professorin Chrysoula Paliadeli: "Was Alexander gemacht hat, ist viel wichtiger als das, was er sexuell war," sagte sie im Fernsehen. Es sei die Aufgabe der Kinokritiker und nicht der Historiker, den Film zu bewerten.

... und überhaupt war er kein Grieche

Im benachbarten Mazedonien dagegen, wo der Film schon seit Montag läuft, herrscht schlechte Stimmung aus einem anderen Grund: "Alexander wird als Grieche dargestellt. Das ist falsch. Er war Mazedonier", schimpften griechischen Medien zufolge viele Zuschauer nach Verlassen der Kinos in Skopje. Athen und Skopje streiten seit Jahren um den Namen dieser ehemaligen jugoslawischen Republik; auch eine nordgriechische Provinz heißt Mazedonien.

In einer Szene fordert Alexander seine Soldaten auf, "für Glorie und Griechenland" zu kämpfen. Die Griechen müssten sich bei Regisseur Oliver Stone dafür bedanken und ihn zum "Ehrenbürger" ernennen, schrieb die griechische Zeitung "Ta Nea".

Mit Spannung wird in Athen nun die Reaktion des Publikums erwartet. Besonders im Norden des Landes waren laut Medienberichten tausende Karten schon im Vorverkauf weg. In Österreich läuft der Film am 23. Dezember an. (APA/dpa)