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Wien - Die Telekom Austria (TA) versucht sich ein zweites Mal in Bulgarien. Konkret geht es um MobilTel, den größten bulgarischen Mobilfunkbetreiber, den die TA für maximal 1,6 Milliarden Euro kaufen möchte.

Am Wochenende wurde ein Vorvertrag unterschrieben, nun wird mit dem Verkäuferkonsortium rund um Ex-ÖVP-Obmann Josef Taus, Berater Herbert Cordt und dem Geschäftsmann Martin Schlaff exklusiv verhandelt, so die TA am Montag.

"Noch vor Weihnachten"

"Noch vor Weihnachten" will TA-Chef Heinz Sundt eine Kaufoption für hundert Prozent "unter Dach und Fach bringen". Da auch noch regulatorische Fragen der Klärung bedürften, erwartet Sundt, den Deal bis Sommer 2005 endgültig im Kasten.

Dass die MobilTel mit einem Umsatz von 455 Mio. Euro und einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 290 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2004 "unterinvestiert" oder, anders ausgedrückt, von ihren Eigentümern ausgepresst worden sei, wie Kritiker des Deals monieren, weist Sundt, der bis vor einem Jahr dem MobilTel-Aufsichtsrat angehörte, zurück. Die Schulden der MobilTel - per 30. Juni rund 450 Mio. Euro - seien im Kaufpreis inkludiert. Ebenso eine Anleihe über 200 Mio. Euro.

Umstrittener Deal

Bestritten wird auch, dass der Kaufpreis von maximal 1,6 Mrd. Euro überzogen sei. Man sei immer bereit gewesen, "ein Multiple von vier bis sechs des Ebit zu zahlen". Dass Taus, Schlaff und Co für die MobilTel vor zwei Jahren nur 565 Mio. Euro bezahlt hätten und jetzt "einen guten Schnitt" machen würden, weist Sundt als "Gerüchte, die jeglicher Grundlage entbehren" zurück.

Das Konsortium, dem 2002 auch die Bawag angehörte (sie zog sich 2003 beim Verkauf von 40 Prozent an Finanzinvestoren zurück), habe 840 Mio. Euro bezahlt.

Korruptionsuntersuchung gegen Ariel Sharon

Brüsk zurück weist die TA auch Gerüchte, auf den TA-Chef würde politischer Druck ausgeübt, die MobilTel endlich zu kaufen. Angespielt wird dabei auf eine Korruptionsuntersuchung gegen den israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon, bei der es um dubiose Spendengelder geht, die über eine österreichische Bank an die Familie Sharon geflossen sein sollen.

Israelische Medien nannten in diesem Zusammenhang regelmäßig den Geschäftsmann Martin Schlaff, den Initiator des Spielkasinos in Jericho. Die Erhebungen seien festgefahren, hieß es im Juni, weil die österreichischen Behörden nicht kooperierten

Finanzieren will die TA den MobilTel-Kauf zum Teil aus Gewinnen, "zumindest 500 Mio. Euro" sollen aus dem Cashflow kommen, sagte Sundt, der Rest über "ergänzende Maßnahmen am Kapitalmarkt. Eine Kapitalerhöhung sei nicht geplant.

"Nichts zu bedeuten" habe, dass als Käufer die TA und nicht A1_Mobilkom auftritt. Die operative Führung werde natürlich bei A1 Mobilkom liegen, heißt es. (ung, APA, DER STANDARD Printausgabe, 30.11.2004)