Wien - Keine szenentypische Gewalt. Das ist das - vorläufige - Resümee des Raufhandels, der wie berichtet in der Wiener Innenstadt zwischen einer Gang von rund 15 Burschen und zwei Männern stattfand. Die beiden Angegriffenen blieben mit Messerstichen liegen, sie sind Rapidfans, der eine Polizist und richtig schwer verletzt. Die ermittelnden Kriminalbeamten haben praktisch alle Angreifer ausgeforscht, es handelt sich entgegen ersten Annahmen offenbar doch nicht um Austrianer, der Bandenkrieg im Fanschal ist vorerst verhindert. Die Rapidszene wurde nach Aussage des Leiters der Fanpolizei Wien, Peter Jedelsky, befriedet. "Mit denen haben wir gesprochen", sagt Jedelsky. Er glaubt an die kalmierende Wirkung. Auch wenn die Gewalt unter dem Namen des Fußballfantums, wenn auch nicht unterm Dach der Stadien, ansteigt.

"Ich glaube nicht unbedingt an eine allgemein steigende Gewalt", wendet Jedelsky ein, "wir haben schon in den Sechzigerjahren ähnliche Sachen erlebt." 1994 wurde ein Deutscher in Wien Opfer eines Messerstichs. Traurige Tatsache ist, dass in der Innenstadt an jedem Wochenende gröbere Schlägereien stattfinden, die Polizei davon weiß und auch um die Verbindungen zur so genannten Techno-Szene mit ihren medikamentösen Erheiterungen. Ein erhöhtes Risiko stellen naturgemäß Besuche von Mannschaften aus England oder Polen dar, deren Anhänger nicht zimperlich sind. Die Massenrauferei in Wiens Innenstadt im Rahmen des Länderspiels gegen England wurde freilich von übermütigen heimischen Bundesheerabrüstern angezettelt.

Die Gewalt und die steigende (Drogen-)Kriminalität entstehen nicht im Teilsystem Fußball, sie strahlen in den Fußball aus, "auch wenn wir noch keine Dealerei in den Stadien erlebt haben", sagt Jedelsky. Der Hallencup im vergangenen Jänner ergab bei rund 9000 Filzungen zwei Briefchen mit Haschisch, eine untypisch niedrige Ausbeute.

"Der Fußball ist eben nicht einfach nur ein Teil der Jugendkultur", sagt Jedelsky. Die Gewalt steigt vor allem im Segment der 16- bis 33-Jährigen. Jedelsky: "Die Fußballfans sind im Schnitt über 20. Die Bundesliga ist mit ihrem im europäischen Vergleich sehr liberalen System, in dem von den Choreografien bis zu den pyrotechnischen Demonstrationen viel erlaubt ist, sehr gut gefahren." (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 29. November 2004, Johann Skocek)