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Briefbombenbauer Johann Lang tötete sich selbst mit einem Sprengsatz.

Foto: APA/dpa
Nach der Aufklärung der bayerischen Briefbombenserie suchen die Ermittler nach Hinweisen für mögliche Mitwisser. Warum der 22-Jährige, der sich selbst nach dem Start von groß angelegten Gentests in die Luft sprengte, die Taten begangen hatte, bleibt vorerst unklar.

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Hutthurm ist ein Dorf in der Nähe von Passau nahe der Grenze zu Österreich. Dass Johann Lang der seit Monaten gesuchte Briefbomber gewesen ist, daran gibt es auch für die Dorfbewohner nach der Auswertung von Gentests keine Zweifel mehr. Die Reste von Hautpartikeln an den Briefumschlägen stimmen mit Körperresten des 22-Jährigen überein. Aber die Frage, warum Lang Briefbomben verschickt und sich nach Beginn der Gentests der Ermittler selbst in die Luft gesprengt hat, treibt nicht nur die Bewohner von Hutthurm um. Am Sonntag wurden seine Angehörigen vernommen.

Die Polizei geht davon aus, dass der junge Mann weitere Anschläge geplant hat. Bei der Durchsuchung seines Zimmers seien massenhaft Utensilien wie Zünder und Knopfbatterien für Sprengsätze gefunden worden, erklärte der Leitende Passauer Oberstaatsanwalt Günther Albert. Es seien auch einige bereits fertig gestellte Sprengsätze in Beschlag genommen worden.

Die Bewohner des Ortes schildern Lang als Einzelgänger, der mit seinem Vater und einer Tante in einem abgeschieden gelegenen Bauernhof gelebt hat. Die Mutter ist früh gestorben, das habe ihn aus der Bahn geworfen, erzählen sie. Lang hatte keinen Beruf gelernt und war nach dem Abschluss der Schule arbeitslos. Er soll auch keine Freunde gehabt haben. Dennoch untersucht die Polizei nun, ob der 22-Jährige Mitwisser oder gar Mittäter gehabt hat.

Speichelreste

Den Sprengsatz, mit dem er sich das Leben nahm, hatte der 22-Jährige aus einer Gaskartusche gebaut. Er hatte das gleiche Schwarzpulver wie für die Briefbomben verwendet. Mit seiner Selbsttötung habe er noch einmal seine Gefährlichkeit bewiesen, mutmaßte der Oberstaatsanwalt.

Die Ermittlungen hatten sich in den vergangenen Wochen immer stärker auf die niederbayerische Gemeinde konzentriert. Speichelreste auf dem Umschlag der sechsten Briefbombe stimmten mit DNA-Spuren von einem zwei Jahre zurückliegenden Einbruch in einem Hutthurmer Gasthaus überein. 2300 Männer zwischen 17 und 70 Jahren waren seit Freitag aufgerufen, eine Speichelprobe abzugeben. Die Polizei hatte gehofft, so dem Attentäter auf die Spur zu kommen.

Seit dem 6. April dieses Jahres hat der Täter neun Briefbomben an Behörden und Politiker in Bayern verschickt, von denen allerdings nur eine zündete. Die Sekretärin eines Landrats hatte leichte Verletzungen erlitten. In den anderen Fällen wurde dank der Vorsicht der Beschäftigten der Zündmechanismus nicht ausgelöst.

Die letzten Bomben tauchten am 10. November auf und waren an den Regierungspräsidenten von Unterfranken und an die Oberfinanzdirektion München adressiert. Die Ermittler meinen, dass Hass auf Behörden ein mögliches Motiv gewesen sein könnte. (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD; Printausgabe, 29.11.2004)