Foto: ORF
Am Montag um 22.22 Uhr hat Ingrid Thurnher, vor deren Zeit (im Bild) wir selten ins Bett gehen, eine liebenswerte Geste gesetzt und dem ORF zu einer ergreifenden Szene verholfen: Sie hat frontal in die Kamera hineingegähnt. Und zwar auf feine Weise, mit sich gegen die Öffnung sträubenden Lippen und vorgehaltener Handrückenvorderkante. Schuld war die Technik, die einen Beitrag über triste Ei-Salmonellen am Tiefpunkt des dramaturgischen Gefälles abrupt abgebrochen hatte - zu rasch für das sich unbeobachtet wähnende müde Auge der Moderatorin.

Zur Verteidigung von Frau Thurnher sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie davor Kanzler Schüssel als Gast im Studio hatte, welcher erklärte, dass er im Grunde gar kein Schweiger sei, und wenn, dann gehe es ihm dabei vornehmlich um Überzeugungsarbeit. - Aussagen dieser Art sind nicht gerade dazu angetan, schwache Kreisläufe anzuregen.

Für uns Zuseher war Frau Thurnhers Geste ein einmaliger Akt von TV-Solidarität. Wie viele Kämpfe gegen den Schlaf haben wir vor dem Bildschirm bereits ausgefochten! Wie viele tausend Male mussten wir mit todmüden Augen in die Geräte blinzeln, ehe es von dort nun endlich einmal herzhaft zurückgegähnt hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.11.2004)