Washington - Die ersten Schwarzen Löcher gab es tatsächlich bereits eine Milliarde Jahre (1 Gyr) nach dem Urknall, also bereits in einer sehr frühen Entwicklungsphase des vor 13,7 Milliarden Jahren aus dem Big Bang hervorgegangenen Universums. Dies bestätigen US-Forscher um Daniel Schwartz vom Harvard-Smithsonian Center im Astrophysical Journal anhand von neuen Berechnungen einer erst 2003 entdeckten derartigen Massekonzentration, die spätestens vor 12,7 Milliarden Jahren entstanden ist.

Die neuen Daten sind aber weit mehr als eine Bestätigung der Annahme, dass Schwarze Löcher keine kosmische Alterserscheinung sind: Sie geben Astrophysikern ein neues Rätsel auf. Denn es handelt sich beim erforschten Phänomen um ein so genanntes Supermassives Schwarzes Loch.

Die meisten Theorien gingen bisher davon aus, dass sich solch urzeitlichen (primordialen) Schwarzen Löcher jedoch nicht aufgrund eines Gravitationskollapses am Ende eines Sternenlebens gebildet haben können - durch inneren Druck, der einen Roten Riesen zum Weißen Zwerg, dann zum Neutronenstern und schließlich zu einem Ereignis im Raum-Zeit-Gefüge reduziert, dessen Größe gegen null und dessen Masse gegen unendlich tendiert. Vielmehr seien Schwarze Löcher zu dieser frühen Zeit der Sternengeburten durch äußeren Druck entstanden - derart groß, dass dieser Materie so komprimiert hat, dass sie einen Ereignishorizont ausgebildet hat, hinter dem alles, auch Licht, verschluckt wird. Allein: solche Schwarzen Löcher müssten vergleichsweise winzig sein, mit einer Masse von lediglich einigen Milliarden Tonnen.

Das untersuchte, "urzeitliche", Schwarze Loch hat jedoch knapp die milliardenfache Masse unserer Sonne, und die hat schon zweimal 10 hoch 27 Tonnen. Wie also ist es entstanden? Eine erste vage Idee von Schwartz' Team: Millionen kleiner, durch äußeren Druck entstandener früher Schwarzer Löcher könnten durch Zusammenschlüsse und Einfangen von Gas ein Supermassives Schwarzes Loch gebildet haben. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 11. 2004)