Nachdem die Ökombi durch Gründung einer neuen operativen Tochtergesellschaft die ÖBB von der Mitbestimmung ausgeschlossen hat, haben ÖBB vergangene Woche ein Komplettübernahmeangebot für die Ökombi gelegt.

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Wien/Frankfurt – Die auf Huckepackverkehre spezialisierte Frankfurter Kombiverkehr KG, an der die Deutsche Bahn mit 50 Prozent beteiligt ist, hat den Kooperationsvertrag mit ihrem Pendant in Österreich, Ökombi, aufgekündigt. Ab 1. Jänner 2005 sollen kombinierte Verkehre zusammen mit den ÖBB abgewickelt werden.

"Wir überlegen rechtliche Schritte", sagte Ökombi-Chef Stefan Hofer am Mittwoch. Kombiverkehr breche die 1983 vereinbarte Kündigungsfrist. Die Deutschen versuchten, sich das gemeinsam aufgebaute Geschäft unter den Nagel zu reißen. Hofer pocht auf Einhaltung des Vertrags bis Ende 2005. Inzwischen könnte sich Ökombi nach einem anderen Partner und neuen Verkehren umschauen.

"Ökombi hat eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragt, uns einen Brief zu schicken. Wenn Herr Hofer den Rechtsweg möchte, will ich das nicht kommentieren", sagte Robert Breuhahn, einer der Geschäftsführer von Kombiverkehr, dem Standard. "Unsere Juristen sind am Prüfen."

Für Ökombi geht es um etwa 70.000 Sendungen, die gemeinsam mit Kombiverkehr pro Jahr abgewickelt werden. Dazu kommen noch 40.000 Sendungen im Vor- und Nachlauf. Hofer kritisierte auch die ÖBB, die gemeinsame Sache mit der Kombiverkehr KG machten, obwohl sie Gesellschafter der Ökombi sind.

Alles neu am Brenner

Ein von den ÖBB unterbreitetes Übernahmeangebot haben die 365 Kommanditisten der Ökombi in der Vorwoche zurückgewiesen. Das operative Geschäft ist jetzt in der "Ökombi neu", wo die ÖBB kein Mitspracherecht haben. Bei den ÖBB heißt es: "Bei uns ist die Tür offen."

Bis Oktober benutzten um ein Viertel weniger Lkws die Rollende Landstraße (RoLa) über den Brenner. Deshalb wird es künftig statt drei verschiedenen Angeboten nur mehr eine Verbindung von Wörgl nach Trient geben. Der unbegleitete Kombiverkehr schrumpfte um sieben Prozent. Durch Rücklagenauflösung will Ökombi auch heuer einen Bilanzgewinn von zehn Mio. Euro ausweisen.(Günther Strobl, Der Standard, Printausgabe, 25.11.2004)