Foto: Leitgeb
Drei Kärntner Gemeinden ernannten im Frühsommer dieses Jahres unparteiische JugenbürgermeisterInnen, die die Interessen der Jugend in der Gemeindepolitik vertreten sollten. In Wolfsberg, Spittal an der Drau und in St. Veit an der Glan wurde per SMS-Voting abgestimmt, die Wahlsieger traten mit Anfang Juni ihr Amt an. Die Amtszeit endet im Dezember. Die St. Veiter Jugendbürgermeisterin Carmen Leitgeb (18) zieht Bilanz.

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derStandard.at: Was war deine Motivation dafür, dich um das Amt der Jugendbürgermeisterin zu bewerben?

Carmen: Ich war vorher schon Obfrau der JVP. Beim Bezirkstag haben mir dann einige Leute erzählt, dass in St. Veit eine Jugendbürgermeisterin gesucht wird. Sie waren der Meinung, dass ich mich für dieses Amt eignen würde und überredeten mich zur Bewerbung.

derStandard.at: Aus welchen Gründen hast du dich deiner Meinung nach gegen deine beiden Mitbewerber durchgesetzt?

Carmen: Für mich war es eigentlich eine Überraschung, dass ich gewählt wurde. Schließlich stehe ich jetzt schon einige Jahre im Arbeitsleben und habe keine direkten Kontakte zu den Schülern und Schülerinnen von St. Veit. Aber ich habe mich schon in der Zeit davor politisch für die Jugend eingesetzt und war dafür bekannt. Ich denke, letztendlich war das eine Sympathiewahl - außerdem war mein Programm interessant.

derStandard.at: Mit welchem Programm bist du angetreten?

Carmen: Ich wollte und will die Jugendlichen dazu anregen, ihre Freizeit weniger in Lokalen bei Bier und Wodka und öfter auf Sportplätzen oder bei Kulturveranstaltungen zu verbringen.

derStandard.at: Was konntest du konkret durchsetzen? Gib uns einige Beispiele?

Carmen: Zum Beispiel habe ich es geschafft, einen Basketball-Platz anzuregen. Vorher mussten die Basketball-SpielerInnen immer in den nächstgelegenen Ort Treibach fahren, um spielen zu können. Außerdem habe ich mich bei unserem neuen Jugendzentrum eingemischt und den Sponsoringvertrag für den dortigen Proberaum unter Dach und Fach gebracht.

derStandard.at: Wie hast du dich über die Anliegen der jungen Leute informiert? Sind sie an dich herangetreten?

Carmen: Teilweise ja. Viele haben mich beim Ausgehen angesprochen, wollten sich informieren, was ich tue. Daraus haben sich spannende und anregende Diskussionen entwickelt. Aber ich habe auch in Lokalen schriftliche Befragungen durchgeführt oder Sprechstunden abgehalten.

derStandard.at: Das klingt alles sehr engagiert. Wurdest du denn auch von den Gemeindepolitikern unterstützt? Wer waren deine AnsprechparterInnen?

Carmen: Das ist ein schwieriges Thema. Als Ansprechperson stand mir unser Bürgermeister zur Verfügung. Doch dadurch, dass die "Jugendbürgermeisterschaft" ja kein gesetzlich legitimierter Posten ist, sondern eher Symbolcharakter hat, bin ich teilweise von den Gemeindepolitikern nicht ernst genommen worden. Natürlich wurde ich zu Beginn meiner Amtszeit dem Gemeinderat vorgestellt, durfte mich kurz präsentieren. Aber ich hatte schnell das Gefühl, dass keiner so recht erfreut war, dass ich mich nun im Jugendbereich einmischte. Meist hieß es: "Wir machen ohnehin genug für die Jugend". Ich fühlte mich sehr oft als Einzelkämpferin.

derStandard.at: Es heißt doch immer, die Jugend interessiere sich nicht für Politik. Welche Erfahrungen hast du selbst gemacht?

Carmen: Ich hatte während meiner - leider viel zu kurzen - Amtsperiode sehr wohl das Gefühl, dass sich die jungen Leute für Politik interessieren. Ich habe oft mit 14-, 15-, 16-Jährigen diskutiert, die erstaunlich viel Ahnung vom politischen Vorgängen in Österreich hatten. Vor allem an bildungspolitische Themen herrscht großes Interesse. "Sollen Schulstunden abgeschafft werden?", "Ist ein Studium mehr wert als eine FH-Ausbildung und warum eigentlich?", "Sind Studiengebühren sozial gerecht?" etc.

derStandard.at: Warum bist du persönlich politisch interessiert?

Carmen: Das hat sicher mehrere Gründe. Ich war eigentlich immer schon ein Streithansel. Außerdem bin ich quasi mit der Politik aufgewachsen. Mein Großvater war Gemeinderat, mein Urgroßvater Bürgermeister.

derStandard.at: Das klingt danach, als würdest auf jeden Fall nach deiner Zeit als Jugendbürgermeisterin politisch aktiv bleiben?

Carmen: Auf jeden Fall. Ich bin dann wieder im Organisationsteam der JVP und habe wirklich das Bedürfnis, mich auch weiter für die Jugend zu engagieren. Und das geht meiner Meinung einfacher, wenn man keine Einzelkämpferin ist.

(mhe)