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"Fachhochschulen sind eben ein spezifisches Angebot."

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Standard: Die Fachhochschulen sind ein großer Erfolg. Was können die FHs, was die Unis nicht können?

Gehrer: Die große Herausforderung für jedes Bildungswesen ist: Man braucht wissenschaftlich gebildete Leute, praktisch gebildete Leute, man braucht auf mittlerem und auf höchstem Niveau Ausbildung - und man muss schnell auf neue Herausforderungen reagieren können. All das erfüllen die Fachhochschulen. Sie sind ein privates Angebot durch einen privaten Träger, das vom Staat pro Studienplatz gefördert wird. Das war vor zehn Jahren sensationell neues Denken. Ich brauche bis heute alle Kraft, um mich zentralistischen Tendenzen entgegenzustellen.

Standard: Das bedeutet?

Gehrer: Manche wollen zum Beispiel ein gemeinsames FH-Dienstrecht und alles wieder verstaatlichen. Das ist nicht zielführend. Die Fachhochschulen haben klare Ziele, vorgegeben im FH-Studiengesetz. Man arbeitet schon lange mit Leistungsvereinbarungen - etwas, das bei den Unis ab 2007 sensationell neu sein wird. Sensationell neu ist auch, dass die Studiengänge nur für fünf Jahre bewilligt werden - dann folgt eine zwingende Evaluierung. Das hat den Vorteil, dass man sich auf neue Herausforderungen einstellen kann.

Standard: Lief aus Ihrer Sicht auch etwas schief?

Gehrer: Eigentlich nicht. Wir haben aber die Erkenntnis gewonnen, dass es nicht in jeder kleinen Region eine kleine FH geben kann. Wir wollen große FH-Standorte. Wir wollen die Angebote erweitern und spezialisieren und nicht neue Standorte gründen.

Standard: Führt eine Spezialisierung nicht auch zu einer intellektuellen Verengung?

Gehrer: Erstens nimmt auch die Studierendenzahl an den Unis zu. Die bieten in dieser Hinsicht genügend an. Und ich finde es auch zu einfach, zu sagen, dass Spezialisten intellektuell verengt wären. Die Fachhochschulen sind eben ein spezifisches Angebot.

Standard: Es gibt an den FHs de facto keine studentische Vertretung wie die ÖH an den Unis. Bedauern Sie das?

Gehrer: Ich habe die Studierendenvertreter immer als konstruktiv empfunden. Jede FH kann sich selbstverständlich eine Studentenvertretung bilden. Aber ein Drittel der Studierenden macht die Ausbildung berufsbegleitend. Die haben zumeist kein Interesse, irgendwelche Organisationen zu bilden. (DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.11.2004)