Nach mehrjähriger Entwicklungszeit und Investitionen von rund 500 Millionen Dollar will Sun Microsystems das neue Unix-Betriebssystem Solaris 10 nun zu einem äußerst interessanten Preis anbieten - nämlich kostenlos. Genauer gesagt - das Angebot reicht von einer kostenlosen freien Nutzung bis hin zum Premium-Angebot mit sämtlichen Serviceleistungen inklusive telefonischer Betreuung rund um die Uhr.

Sun, das sich immer noch nicht vom Zusammenbruch des IT-Markts im Jahr 2001 erholt hat, hofft mit diesem Schritt nicht nur neue Kunden, sondern auch Entwickler zu finden, die Programme für Solaris schreiben.

Mehr an Performance

Bei der Vorstellung des Unix-Betriebssystems in Wien am Freitag der vergangen Woche betonte Sun-Österreich Chef Donatus Schmid, dass Solaris 10 ein "Major Release" für Sun sei, das über rund 600 neue Features verfüge. Besonders Augenmerk bei der Entwicklung legt man auf die Steigerung der Performance, so Schmid. Der TCP/IP-Stack wurde komplett neu programmiert und soll nun rund zehn mal schneller werken als sein Vorgänger.

"Self-Healing-Technologie" Mit dem Einsatz neuer "Self-Healing-Technologie" kann die 10er-Version automatische Diagnosen durchzuführen, Fehlerquellen isolieren und den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Laut Schmid sollen längere Systemausfälle damit Geschichte sein.

ZFS

Mit ZFS (Zeta-Filesystem) verfügt Solaris 10 über ein Filesystem, das Dateien mit nahezu beliebiger Größe verwalten kann. Die Kapazität ist dabei laut Sun milliardenfach höher als bei bisherigen 64-bit Systemen. Eine neue "Container-Technologie" ermöglicht die Software-Partitionierung mit mehr als 8.000 Containern. Damit sollen Administratoren Ressourcen je nach Bedarf zuweisen und eine Systemauslastung von bis zu 80 Prozent erreichen können.

Das jetzt vorgestellte Solaris 10 soll auf mehr als 270 Hardware-Plattformen und mit Prozessoren von Sun, Intel und AMD laufen. Bei den Preisen früherer Solaris-Versionen ging es um hunderte oder tausende Dollar, je nach eingesetztem Computersystem. Laut Donatus Schmid soll mit der radikal neuen Preisgestaltung die Verbreitung von Solaris 10 massiv vorangetrieben werden.

open Source Solaris

Jetzt soll sogar der Programmcode freigegeben werden, letzte Einzelheiten dazu wurden aber noch nicht veröffentlicht. Damit wird Solaris auch wieder konkurrenzfähiger im Vergleich zum freien Betriebssystem Linux, das sich inzwischen auch bei unternehmenskritischen Anwendungen einer größeren Nachfrage erfreut. Und Linux-Programme sollen ohne Umstellungen auch auf Solaris-Rechnern laufen. Um die Attraktivität von Solaris 10 zusätzlich zu erhöhen, wurden etliche Sicherheitsmaßnahmen integriert, die früher nur Regierungen oder den Streitkräften vorbehalten waren.

Einbruch

Sun Microsystems war eines der führenden Unternehmen im High-Tech-Boom Ende der 90er Jahre, erlitt aber einen schweren Einbruch, als die Firmen mit dem Ende des Booms ihre IT-Ausgaben drastisch kürzten. Hinzu kam, dass Unternehmen wie Hewlett Packard oder IBM begannen, im Serverbereich Hard- und Software zu günstigeren Preisen anzubieten. Nach einigen schwierigen Jahren konnte Sun im vergangenen Monat immerhin das zweite Quartal in Folge eine Umsatzsteigerung verbuchen, wenn auch keinen Gewinn. Der Konzern ist allerdings zuversichtlich, dass sein Unternehmen die Wende schon geschafft hat - und Solaris 10 soll dazu seinen Beitrag leisten. (red/APA/pte)