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Die Washington Post bezeichnet sie als jemanden, "der die Sätze ihres Bosses vollenden kann" - nicht umsonst gilt Condoleezza Rice als engste Vertraute und Beraterin von Präsident George W. Bush. Vergangenen Samstag veranstalteten ihre Freunde eine Überraschungsparty anlässlich ihres 50. Geburtstages. Die größte Überraschung: Der Präsident erschien im Smoking und blieb entgegen allen seinen Gewohnheiten bis in die späten Nachtstunden.

Die unverheiratete Rice verbringt viele Wochenenden mit dem Präsidenten und der First Lady auf Camp David und ihre Urlaube auf der Bush-Ranch in Crawford, Texas. Dort belehrte sie im Jahr 2000 den damaligen Kandidaten Bush über die Geschichte des Balkans, worauf dieser einem kleinen Hügel den Namen "Balkan Hill" verpasste.

Als Nationale Sicherheitsberaterin musste sie nicht durch den Senat bestätigt werden. Anfang nächsten Jahres wird sie sich nun vielleicht doch den bohrenden Fragen der Senatoren stellen müssen: Dabei könnte auch ihre Rolle bei der Vorbereitung der Invasion des Irak vorkommen. Etwa ihr Statement über Aluminiumrohre, die "nur für ein Nuklearwaffenprogramm verwendet werden können". Es bestehen jedoch kaum Zweifel, dass sie vom Senat bestätigt werden würde- die Demokraten sind derzeit nicht in der Lage, sich in lange und fruchtlose Kämpfe mit der Bush-Regierung einzulassen.

Condoleezza Rices Vorname ist auf den musikalischen Ausdruck "con dolcezza" zurückzuführen, wobei Kritiker derzeit behaupten, von "Süße" sei bei ihr nach vier Jahren in der Regierung keine Rede mehr. In Washington wird sie "Magnolie aus Stahl" genannt.

Rice wurde 1954 im damals noch von Rassenunruhen erschütterten Birmingham, Alabama, geboren und arbeitete sich durch hervorragende akademische Leistungen bis zum "Provost" (De-facto-Leiter) der angesehenen University of Stanford empor. Zwischendurch verbrachte sie einige Jahre als Beraterin von George H. W. Bush senior, der sie 1998 mit seinem Sohn George W. zusammenbrachte - und es war sozusagen politische Liebe auf den ersten Blick. Bushs Vorliebe für Spitznamen in seiner engsten Umgebung hat auch vor Condi Rice nicht Halt gemacht: Er nennt sie "The Unsticker" - jemand, der es schafft, schwierige und "sticky" (klebrige, zähe) Probleme zu lösen. Sie selbst sieht sich außenpolitisch als konservativ, innenpolitisch aber als äußerst gemäßigt.

Rice, die den Wünschen ihrer Mutter zufolge Pianistin hätte werden sollen, spielt heute noch liebend gerne Klavier. In ihrer Freizeit betreibt sie viel Sport. Ihr Traumjob, erklärte sie Freunden, sei es gewesen, Commissioner der National Football League zu werden. Ein Traum, der wohl erst in vier Jahren in Erfüllung gehen könnte. (Susi Schneider/DER STANDARD, Printausgabe, 17.11.2004)