Coverfoto: Dope Noir
Vorbei sind die Zeiten, als der popmusikalische "state of the art" den Eindruck erweckte, die ganze Welt würde sich jetsettend von einer Lounge in die nächste begeben, und Bands ganz selbstverständlich Namen wie "Supreme Beings of Leisure" wählten ... vergangen, verweht wie der letzte Sommer.

Im Sommer war es auch, als der Wiener Elektroniker Klaus Waldeck die CD "Riviera" seines Projekts Saint Privat herausbrachte - wahrscheinlich die CD mit dem höchsten "bababababa"-Faktor der letzten Monate. Und jetzt, da einem draußen die schwarze Herbstnässe unter die Kleider kriecht, ist der richtige Zeitpunkt, den Sommer live nachklingen zu lassen.

Merke stets: Assoziationen wecken

Geht man von Waldecks sonstigen Produktionen aus, überrascht der klassisch gehaltene Sound von "Riviera", ganz im Easy Listening-Stil der 60er Jahre, vielleicht. Die Elektronik hält sich nur noch minimal erkennbar im Hintergrund, statt dessen dürfen sich Bossa Nova und Jazz entfalten. Coverversionen sind obligatorisch, etwa Wolfgang Hartmayers 1967er Klassiker "Every Day" (hier: "Tous le jours", die Single-Auskoppelung) oder der "September Song". Und die zitierten Vorbilder werden gar nicht erst verschämt versteckt, sondern als Gesamtpaket vorgelegt: so in "pan am 009", das Lucy in the sky with the Soundtrack of "Ein Mann und eine Frau" schickt; Geräusche startender Jets gibt's obendrauf.

... das klingt vertraut und funktioniert trotzdem: erstens weil die Welle an ähnlich klingenden Produktionen schon vor einigen Jahren abgeflaut ist, was es wieder ermöglicht, eine CD bzw. Band für sich wahrzunehmen. Und zweitens weil Waldeck in Valerie Sajdik eine Sängerin gefunden hat, die die Stimmung der Songs - Melancholie in sonnenstrahlenleichte Sounds verpackt - adäquat wiedergibt. Zu Recht ist sie in den Vordergrund des Gesamtklangs gerückt, der eher an Astrud Gilberto und ZeitgenossInnen erinnert als an deren modernisierende Nachlassbarbeitung Mitte der 90er Jahre.

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