Le Tigre
foto: Le Tigre
In der aktuellen Ausgabe der Wiener Zeitschrift MALMOE findet sich auch ein Schwerpunkt über feministische Popmusik. Darin gibt Christiane Erharter einen internationalen Überblick zu feministischen Musiknetzwerken und Ute Hölzl interviewte die feministische Pop-Band "Le Tigre" am Rande ihres Wien-Besuchs - über das neue Album und die Probleme, sich als Feministin im Mainstream zu bewegen.

Hier ein Auszug aus dem Interview:

Zwischen eurem letzten Album „Feminist Sweepstakes“ und „This Island" liegen drei Jahre – warum diese lange Pause?

JD: Nach dem Ende von Mr. Lady waren wir erst mal lange auf der Suche nach einem neuen Label. Wir haben uns dann aber auch viel Zeit für’s Songwriting genommen, was uns wirklich gut getan hat. Bei den vorangegangenen Alben haben wir uns selbst eine strikte Deadline gesetzt und sind da mehr oder weniger durchgehetzt. Diesmal haben wir uns die Zeit genommen, all unsere Vorstellungen auch umzusetzen, und sind im Nachhinein sehr froh darüber.

Auffallend ist, dass ihr eure Inhalte nicht nur über die Musik und die Texte transportiert, sondern euch auch stark z.B. über eure Bühnen-Shows präsentiert. Welche Überlegungen liegen dem zugrunde?

JF: Wir haben immer schon versucht, mit diesem Stereotyp, wie „politische Musik“ zu sein und zu klingen hat, zu brechen, mit dieser eindimensionalen Wut, auf der z.B. dissonante Punkrock-Musik basiert. Wir versuchen in unseren Shows, radikale Werte zu feiern und eine Art Pop-Spektakel aus einer Do-It-Yourself-Perspektive heraus zu kreieren, eine Performance, die Visuals, Choreografie und Kostüme beinhaltet und sich zu eigen macht. Wir wollen die Leute ermutigen zu tanzen und ihnen das Gefühl vermitteln, Teil dieser Feier zu sein.

Le Tigre gelten als das feministische Aushängeschild in der Musik schlechthin. Wie geht ihr mit den hohen Erwartungen um, die hier an euch gerichtet werden?

JF: Es ist schwierig, besonders dann, wenn du weißt, dass du im Mainstream die Ausnahme bist und als die einzige feministische Band giltst, die für alle Feministinnen sprechen und damit eine „Female Rock Experience“ repräsentieren soll. Wir müssen uns einfach gegen solche Zuschreibungen wehren, denn wir sind offensichtlich drei Individuen mit drei verschiedenen Perspektiven, auch innerhalb der Band. Das allein ist ein sexistischer Mechanismus, uns in eine Rolle zu drängen, in der wir für alle sprechen sollen. Daher verstehen wir es auch als Teil unseres Anti-Sexismus und Feminismus, zu bekräftigen, dass wir individuelle Stimmen sind, auch wenn wir mit bestimmten Kollektiven oder bestimmten politischen Forderungen identifiziert werden. Wir weigern uns perfekt zu sein oder es auch nur zu versuchen.

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