Kunststaatssekretär Franz Morak (VP) hatte so unrecht nicht, als er Montagabend den Veranstaltungsort, die beeindruckenden Dekorationswerkstätten der Bundestheater als "Direktionswerkstätten" bezeichnete. Wurde doch das Programm des "Gedankenjahres 2005" in erster Linie all jenen vorgestellt, deren Institutionen einen Beitrag leisten - mithin Direktoren.

Doch etliche Plätze blieben leer: Das Kanzleramt hatte zwei Einladungen drucken lassen, die sich nur durch die Beginnzeit unterschieden - und so wurde eine Reihe von Direktoren nicht für 17 Uhr, sondern erst für 18 Uhr eingeladen, darunter Burghauptmann Wolfgang Beer, MAK-Chef Peter Noever und Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek. Da war der Staatsakt mit Bundespräsident Heinz Fischer und mehreren Ministern bereits beim Nachspiel (Lesung und Mörwald-Catering) angelangt.

Nicht nur im Trailer über das Programm 2005 tauchte Kanzler Schüssels Konterfei auf, auch in jenem über die ORF-Aktivitäten. In diesem Video wird aber auch die SPÖ erwähnt - in einem Zitat aus Alfred Dorfers 11er-Haus, einer zehnteiligen Serie über die Geschichte des Rundfunks: Zumindest das Fernsehen könnten die Sozis nicht zerstören, heißt es in der eingespielten Szene, die in einer bürgerlichen Wohnung der 70er-Jahre spielt. "Wenig Sensibilität", schimpfte Fischer-Sprecher Bruno Aigner.

ORF-Generalintendantin Monika Lindner machte bereits einen Vorgriff auf 2006 (das Projekt Haus Europa), was Schüssel nicht recht gewesen sein soll. Und der Titel "Gedankenjahr 2005" stammt nicht von der Regierung, sondern von Wolfgang Lorenz und Helene Maimann. (trenk, DER STANDARD, Print, 10.11.2004)