Foto: La Fenice
Venedig - Nach fast neunjähriger Restaurierung nimmt das Opernhaus am Freitag "La Fenice" in Venedig wieder den Spielbetrieb auf. Gefeiert wird der Event mit Verdis "La Traviata". Regisseur ist der Kanadier Robert Carsten, die musikalische Leitung übernimmt Lorin Maazel. Carsten will eine zeitgenössische Version der "Traviata" aufführen, in der Violetta eine Prostituierte in der gehobenen Gesellschaft ist, die Pelzmäntel und Jeans trägt. Verdi hat die Oper für das venezianische Theater geschrieben, wo sie am 6. März 1853 uraufgeführt wurde.

Wiedereröffnung fand bereits vergangenen Dezember statt

Die Wiedereröffnung des Theaters, das im Jänner 1996 bis auf die Grundmauern abgebrannt war, war bereits im vergangenen Dezember mit einem Konzert unter der Leitung von Riccardo Muti gefeiert worden. "Seit Mutis Konzert haben bereits einige Aufführungen im Theater stattgefunden, wir wollen aber mit 'La Traviata' die Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach vielen Jahren Unterbrechung feiern", so der Fenice-Leiter Giampaolo Vianello.

Die Karten, die bis zu 1.000 Euro kosten, sind seit Wochen ausverkauft. Zu den Stargästen, die am Freitag in den Logen des prunkvollen Theaters erwartet werden, zählen auch das belgische Königspaar, die Herzogin von Kent Sarah Ferguson, sowie die britische Kulturministerin Tessa Jowell und ihr italienischer Amtskollege, Giuliano Urbani.

Sieneserin Patricia Ciofi als Violetta

Die Rolle der Violetta übernimmt die aus Siena gebürtige Patricia Ciofi. Spätestens seit sie 1997 als Violetta an der Mailänder Scala unter Riccardo Muti sang, stehen ihr die großen Opernhäuser nicht nur Italiens offen. An der Mailänder Scala wird sie demnächst in einer Inszenierung von Donizettis "L'elisir d'amore" zu hören sein. In der Partie des Alfredo ist der in Stuttgart geborene Italiener Roberto Saccà zu hören. Auf der Bühne hat er sich vor allem als Interpret lyrischer Tenorpartien einen Namen gemacht. Seinen internationalen Durchbruch hatte er bei einer Neuinszenierung von Monteverdis Orfeo bei den Wiener Festwochen 1995 zusammen mit Cecilia Bartoli.

"Phönix" in neuem Glanz

Nach langwieriger Renovierung erstrahlt der Venediger "Phönix" in neuem Glanz und kann seine Tradition erstklassiger Aufführungen wieder fortsetzen. Ein historisch getreuer Wiederaufbau war trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten nach dem Brand schnell entschieden, dennoch sollte es auf Grund von Firmenpleiten und Rechtsstreits acht Jahre dauern, bis das Theater im Dezember vergangenen Jahres mit einem Galakonzert wiedereröffnet werden konnte. Inzwischen ist auch die Bühnentechnik eingebaut.

Das renovierte Theater ist zu einer Attraktion für Touristen in Venedig geworden. Über 300 Personen besuchten täglich das Opernhaus, seitdem vor einem Monat mit geführten Rundgängen begonnen wurde. Sechs Euro kostet die Eintrittskarte für eine Führung durch die prunkvollen Säle des Theaters. "Nach der Markusbasilika und dem Palazzo Ducale könnte das Theater bald zum drittmeist besuchten Gebäude Venedigs aufrücken", meinte Vianello. (APA)