Joachim M. Guentert, Leiter Unternehmens- kommunikation bei eBay Österreich, beantwortet zahlreiche Fragen zum Thema Sicherheit, Datenschutz, "Schnäppchen" und mehr.

Bild: ebay

Anfang des Jahres hat eBay seine österreichische Niederlassung eröffnet, mittlerweile verfügt eBay Österreich nach eigenen Angaben über eine halbe Million Besucher und 160 Millionen Seitenabrufe im Monat (Quelle: Comscore Networks). Im WebStandard-E-Mail-Interview beantwortet Joachim M. Guentert, Leiter Unternehmenskommunikation bei eBay Österreich, zahlreiche Fragen zum Thema Sicherheit, Datenschutz, "Schnäppchen" und mehr.
Die Fragen stellte Klaus Kraigher.

WebStandard: Die Arge Daten kritisierte wie berichtet, dass eBay die Ermächtigungen zur Datennutzung und Datenweitergabe ausgeweitet habe. Wanderten die Daten tatsächlich – wie von der Arge Daten kritisiert – in die USA, wo es kaum Datenschutzregeln gibt?

Guentert: eBay hat alle Änderungen der Datenschutzerklärung mit der Datenschutzaufsichtsbehörde in Brandenburg abgestimmt. Die Übermittlung der Daten in die USA ist erforderlich, da sich dort die technische Infrastruktur von eBay befindet. Hinzu kommt, dass eBay ein weltweiter Marktplatz ist, auf dem jedes Mitglied in jedem Land Handel treiben kann. Auch aus diesem Grund ist eine internationale Datenverarbeitung erforderlich. Es ist nicht richtig, dass es in den USA kaum Datenschutzregeln gibt. Zudem richtet sich eBay bei der Datenverarbeitung jeweils nach den Datenschutzbestimmungen des Landes, in dem sich der Nutzer angemeldet hat.

WebStandard: Warum werden Nutzer über den genauen Zweck von Cookies auf der eBay-Seite nicht so aufgeklärt, wie dies gemäß der EU-Richtlinie "Datenschutz in der Telekommunikation" verlangt wird?

Guentert: eBay informiert die Nutzer über Cookies umfangreich und ausreichend sowohl in der Datenschutzerklärung (Ziffern 3 und 6), als auch in den allgemeinen Hinweisen zum Datenschutz (Ziffer 3). In der ganzen Diskussion ist aber auch anzumerken, dass Datenschutz nicht zum Täterschutz werden darf.

WebStandard: Bei der Sommerzeit-Umstellung ist es bei eBay zu Pannen gekommen (Der Webstandard berichtete). Die deutsche eBay-Zentrale bestätigte, dass einige Auktionen eine Stunde zu früh beendet wurden. Kam es auch in Österreich zu Problemen? Üblicherweise werden in den letzten Minuten vor Auktionsende die Preise bei eBay stark in die Höhe getrieben – wurden Kunden nun entschädigt?

Guentert: Die Zeitumstellung in der Nacht zum Sonntag funktionierte korrekt. Probleme gab es erst, als die Uhren in der eBay-Zentrale in San José (Kalifornien) von Samstag auf Sonntag umsprangen. Hiervon waren auch eBay-Nutzer aus Österreich betroffen. Die gute Nachricht ist, dass den betroffenen Verkäufern bei eBay Österreich die Gebühren erlassen werden.

WebStandard: Ein neuer Virus hat es offenbar auf die Kunden von eBay abgesehen hat und lockt mit einer angeblichen Verlosung und attraktiven Preisen. Die Betreffzeile der Nachricht lautet: "Hi, I'm webmaster of eBay.com, and we raise a research in our website." (Der Webstandard berichtete.) Was kann aus der Sicht von eBay getan werden, um Kunden vor solchem Missbrauch zu schützen?

Guentert: Grundsätzlich sollte sich jeder eBay-Nutzer vor seinem ersten Handel bei eBay ausführlich auf unserem Sicherheitsportal informieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich nahezu alle Fälle von Missbrauch vermeiden ließen, hätten sich die Nutzer dort ausreichend informiert.

WebStandard: Bei eBay gibt es neuerdings eine Passwort-Sicherheitsprüfung, dabei zeigt ein dreistufiger Balken an, wie sicher das gewählte Passwort ist. Konnte dadurch Missbrauch eingedämmt werden?

Guentert: Jede Erweiterung der Sicherheitsangebote bei eBay hilft, Missbrauch immer weiter einzudämmen. So zeigt auch die neue Passwort-Sicherheitsprüfung deutliche Erfolge, wie wir feststellen konnten. Viel wichtiger aber ist es, dass sich jeder Internet-Nutzer darüber im klaren ist, dass er den grössten Teil zu seiner eigenen Sicherheit selbst beitragen kann, indem er sich entsprechend informiert. Wir unterstützen hierbei unsere Nutzer, wo wir nur können – zum Beispiel mit dem eBay-Sicherheitsportal. Nicht immer aber nehmen sie dieses Angebot an und wundern sich dann vielleicht später einmal...

WebStandard: Laut einem Bericht des Magazins Spiegel kann wie berichtet "jeder halbwegs clevere 12-Jährige" ein Spionageprogramm auf die eBay-Seiten schleusen, das Name und Passwort von Bietern sammelt. Hacker hätten eBay auf die Lücke hingewiesen und eine Geldforderung gestellt, dann wurde aber ein Jahr lang nichts unternommen. Wie ist die Situation heute?

Guentert: Wir arbeiten ständig an der Verbesserung der Sicherheit auf unserem Marktplatz. So hat eBay alleine in den letzten Monaten über 10 Millionen US-Dollar in die Sicherheit investiert. Über 800 Mitarbeiter arbeiten bei eBay als "Marktplatzpolizisten". Wir erhalten täglich viele tausend Zuschriften mit Hinweisen, darunter auch Warnhinweisen jeglicher Art, die sich dann zumeist als ein schlechter Scherz herausstellen. Schwarze Schafe können aber nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden – da ist es auf dem virtuellen Marktplatz eBay nicht anders als auf dem Naschmarkt. Doch wir sind wachsam und die Sicherheitsbehörden wissen das zu schätzen.

WebStandard: Gibt es auf eBay überhaupt noch so genannte "Schnäppchen"? Ist es oftmals nicht günstiger, gleich neue Produkte bei Seiten wie etwa geizhals.at ausfindig zu machen?

Guentert: eBay steht sicher einerseits für günstige Preise aber auch für Dinge, die man sonst nirgendwo mehr bekommt. Jeder, der eBay schon einmal mit anderen Marktplätzen verglichen hat, kennt die Vorzüge des weltweiten Online-Marktplatzes. Nur so lässt sich erklären, warum sich inzwischen über 125 Millionen Menschen weltweit zum Handel bei eBay treffen. (kk)