Den Nobelkarossen

die Rücklichter zeigen, das war der Auftrag des Golf GTI, als er 1976 auftauchte. Zuletzt sei er leider degeneriert zu einer sportlichen Ausstattungslinie der Baureihe, sozusagen "entkoffeiniert", bedauerte VW-Marketingmann Ludger Fretzen bei der Präsentation des Neuen in Le Castellet.

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Rhetorisches Bedauern,

denn nun soll ja alles anders werden, wieder wie einst und noch viel besser. Der GTI wird als eigenständige Modelllinie renaissieren, innerhalb derer sogar ein Diesel-GTI (!) angedacht sein soll.

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Nach ersten Fahreindrücken

mit dem neuen 200-PS-GTI bietet sich an, im Kaffeesiederbild zu bleiben, denn hier, verehrte Leserinnen und Leser, kommt der Espresso-Golf.

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Zur Demonstration

des sportlichen Könnens standen zunächst ein paar Runden auf dem früheren Formel-1-Kurs in Le Castellet an, dem hypermodernen Paul Ricard Circuit made by Bernie Ecclestone.

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Der Wagen

sprintet zügig hoch, assistiert von einem Sound, mit dem sich gestandene Sportwagen nicht zu genieren bräuchten, die Bremsen packen vehement zu, und in den Kurven zeigt der GTI Reserven, die man im Straßenalltag ohnehin kaum je ausnutzen wird.

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Technischer Hintergrund:

VW hat das aufwändige Golf-5-Fahrwerk noch deutlich dynamischer ausgelegt. Tieferlegung um 15 mm, stärkere Stabilisatoren, und die elektromechanische Servolenkung an all das adaptiert.

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Kapitel Schaltung:

Jetzt wird das automatisierte DSG endgültig Pflicht. Nicht, dass die 6-Gang-Handschaltung schäbig wäre, aber wie beim DSG die Gänge verzögerungsfrei reinflutschen, das ist ein Gedicht.

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Am Rennkurs

fährt sich's mit Schaltwippen am Lenkrad besonders authentisch, im gemütlichen Alltag genügt der Automatikmode.

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Für künftige GTIsti:

Per DSG ist der 0-100 km/h-Sprint in 6,9 sec erledigt. Motor: 2,0-l-Turbo-Benzindirekteinspritzer, 200 PS, 280 Nm. Der erste GTI brachte 110 PS bei schlanken 810 kg. Leistungsgewicht: 7,36 kg pro PS.

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Der Neue

ist da noch besser drauf: Aus nunmehr stattlichen 1336 kg und 200 PS ergibt sich ein Klassewert von 6,68. Lob auch an die Regelelektroniker: Die Fahrdynamiksysteme greifen mittlerweile derart behutsam und stimmig ein, dass der Fahrspaß auch bei aktivierten Systemen kaum mehr leidet.

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Besonders in dem Punkt,

dann in Sachen Leichtfüßigkeit und Optik wird allerdings der Unterschied zum 1er-GTI - andere sagen: Fortschritt - besonders augenscheinlich. Neben Jahrgang 1976 wirkt der neue GTI fast wie ein Sumoringer neben einem Keniatischen Marathoniken.

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Andererseits:

Würde man ihm ernsthaft Verweichlichung vorwerfen, müsste man dies einer ganzen Gattung moderner Autos in der GTI-Nachfolge (Opel Astra Turbo, Renault Mégane RS etc.), ja selbst einem 911er-Porsche.

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Golf GTI.

Was für ein Auto. Entspricht zudem jenen politisch korrekten Ansichten, die man heute von einem "Volkssportler" zu haben hat. Gezähmte maskuline Wildheit, versteckt verführerische feminine Note. Neben dem "Urmeter" schon ein beinahe androgyner Typ.

Auf jeden Fall

ein höchst kultivierter Sportler, ein Espresso-Golf halt. Zu den 9000 GTIs, die in Österreich noch unterwegs sind, werden bald vielen neue kommen. Ab Ende November, ab 27.520 Euro. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 6.11.2004)

>>> Mythos VW Golf Dschi-Ti-Ei

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1976

fürchteten sich "die Hausfrauen". Beziehungsweise fürchtete Volkswagen um "die Hausfrauen" als Kundinnen, als der Konzern ihnen mitteilte, dass auch der 110 PS starke GTI "zum Einkaufen in Schrittgeschwindigkeit ruckfrei" zu fahren ist. (O-Ton einer VW-Presseaussendung).

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1976

rückte ein Auto mit 810 Kilo und 110 PS in Sportwagenbereiche auf. Zur gleichen Zeit hatte nämlich ein Porsche Carrera 2,7 auch nur 165 PS bei einem Gewicht von 1075 Kilogramm.

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Ursprünglich

plante VW vorsichtig einmal 5000 Stück vom GTI. Doch in Wahrheit gab der auf Superbenzin abfahrende Golf mit K-Jetronic-Einspritzanlage auch die Initialzündung für den Welterfolg des Normalo-Golf, der damals noch alles andere als gut lief. Doch vor allem das straffe Fahrwerk in Verbindung mit den Leistungsdaten überzeugte sehr. Der in den Augen vieler "beste" GTI kam 1982 auf den Markt als die 1,8-l-Maschine den 1,6er ersetzte.

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Im Laufe der Jahre

kam VW drauf, dass "die Hausfrauen" nicht unbedingt Zielgruppe Nummer eins sind.

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Nachzusehen

jedes Jahr in Reifnitz am Wörthersee, Ort des meistbevölkerten "Dschi-Ti-Ei"-Treffens im deutschsprachigen Raum.

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Bild nicht mehr verfügbar.

Also unseligster

Gummiverbrennungen und betrunkenen Tanzes um neue Vergaseranlagen, Breitreifen und Neonlichter unter den Schürzen.

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Wie auch immer:

Vom GTI wurden bisher mehr als 1,5 Mio. Stück verkauft - von über 23 Mio. Golf insgesamt. (Leo Szemeliker)

Link
Volkswagen

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