Arnold Haas war Fashionstylist in Wien, München und New York, arbeitete für Vogue und Elle - und lebt nun seit zwei Jahren in Addis Abeba. Nach Äthiopien, so erzählt er, hätten ihn persönliche Gründe geführt, gleichzeitig habe er dort aber auch ein neues Betätigungsfeld gefunden. Denn eigentlich wollte der 47-Jährige, ein gebürtiger Steirer, schon seit längerem zu dem zurück, was er einst gelernt hatte - nämlich Modedesign. Er ist Absolvent der Modeschule Hetzendorf und Gründungsmitglied des österreichischen Modelabels "Schella Kann". In seinem neuen Lebensumfeld begeisterte sich Haas bald für die traditionelle Webkunst des Landes.

Foto: Petra Liebetanz/Berlin

Die kunstvollen Stoffe mit ihren expressiven, grafischen Mustern werden in aufwändiger Handarbeit hergestellt und schmücken in Form von breiten Saumbordüren oder als Art Schulterüberwurf die in Äthiopien üblichen einfachen weißen Gewänder (Kleider für Frauen, Tuniken und Hosen für Männer). Die Arbeit am Webstuhl ist in diesem afrikanischen Land übrigens fast ausschließlich Männersache, während die Frauen die Materialien wie etwa Wolle oder Baumwolle vorbereiten.
Der Designer erkannte das dekorative Potenzial dieser edlen Webstoffe und ließ sich neue Verarbeitungsformen einfallen. Er arbeitet mit Sara Abera zusammen, einer äthiopischen Designerin und Geschäftsfrau, die in Addis Abeba eine Manufaktur mit 120 Webern betreibt. Dort werden nach Haas' Entwürfen die Stoffe gewoben, die er zu Taschen, Pölstern oder Tischläufern verarbeiten lässt.

Foto: Petra Liebetanz/Berlin

Auch für die Griffe der einfach geschnittenen Taschen verwendet der Designer traditionelle Materialien: etwa große ovale Armketten oder Teile alten Messingschmucks. Weiters entwirft Haas Handtaschen aus Leder, einem wichtigen Exportartikel Äthiopiens.
"Wubet" ("Schönheit") nennt Haas seine Taschen- und Interieurkollektion, die er bereits zum zweiten Mal bei den Pariser Modemessen zeigte. Seit kurzem ist "Wubet" auch in Wien erhältlich, bei habari dem auf afrikanische Wohnaccessoires, Tischdekor, Textilien und Artefakte spezialisierten Store (1060 Wien, Theobaldgasse 16).

Foto: Petra Liebetanz/Berlin

Zwischen 80 und 140 Euro kosten die Taschen je nach Ausführung, Teil der Kollektion ist auch eine günstigere Taschenlinie, für die Arnold Haas Baumwollstoff mit dem in Äthiopien gebräuchlichen (und sehr dekorativen) amharischen Alphabet bedrucken ließ.
Das "Wubet"-Label in Grün-Gelb-Rot hat sich der Designer übrigens von der äthiopischen Nationalflagge abgeschaut. "Äthiopien hat durch die Zeit der Hungersnöte hierzulande ein sehr negatives Image, ich finde es gut, wenn man aus diesem Land auch einmal etwas anderes zu sehen bekommt", meint er. (DERSTANDARD/rondo/mw/05/11/04)

Foto: Petra Liebetanz/Berlin