Moshe Katzav ist der er erste Staatspräsident Israels, der Österreich besucht.

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Wien – Dass die beiden Präsidenten sich vor einem Bild von Kaiserin Maria Theresia der Presse stellten – wie das eben so üblich ist in der Wiener Hofburg –, ließ einem älteren Journalisten die Grausbirnen hochsteigen: Ob es Moshe Katzav denn nichts ausmache, sich mit dieser österreichischen Antisemitin ablichten zu lassen.

Heinz Fischer wurde an den Kopf geknallt, dass in Wien jetzt angeblich die Islamistenkonferenz stattfinden soll, die in Berlin verboten wurde – wovon ihm aber nichts bekannt war, im Gegenteil, der offizielle Wissensstand ist, dass es die Konferenz nicht geben wird.

Aber sonst verlief das von großem Medieninteresse begleitete erste Auftreten des israelischen und des österreichischen Präsidenten sehr harmonisch. Das Wort "historisch" ist durchaus angebracht: Es ist der erste Besuch eines Staatspräsidenten Israels im Geburtsland Hitlers.

Die Themen waren vorgegeben: Antisemitismus in Österreich und Europa, wozu Fischer klare Worte fand – und Katzav bedauerte, dass es fast 60 Jahre nach dem Holocaust noch nötig sei, darüber reden zu müssen, wie man ihn bekämpfen könne.

Für seine Generation, so Katzav, sei es unmöglich, den Holocaust als "alte Geschichte" zu betrachten. Fischer betonte die "Mitverantwortung für Verbrechen während der NS-Zeit, die am Anfang der Zweiten Republik nicht immer deutlich ausgesprochen wurde".

Zum israelisch-palästinensischen Konflikt sagte Fischer, er habe "Katzav so verstanden, dass die Roadmap außer Streit steht". Der israelische Präsident und Österreich unterstützten den israelischen Abzug aus Gaza als Schritt in die richtige Richtung. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 20.10.2004)