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Energiesparhaus in Saarbrücken

Foto: APA/dpa/Reiner Voß
Die Errichtung von Wohngebäuden samt Infrastruktur beansprucht Fläche, Energie und enorme Mengen an Baumaterial. Neben Verkehr und Industrie ist Wohnen für einen Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Nahezu 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs wird für Heizwärme und Warmwasser eingesetzt.

Von nachhaltigem Bauen und Wohnen wird erst seit wenigen Jahren gesprochen. Wie auch in anderen gesellschaftlich relevanten Bereichen steht hinter der Bezeichnung "nachhaltig" der Anspruch, oben genannte Problemstellungen möglichst umfassend, integrativ und in ihrer Wechselwirkung Lösungen zuzuführen. Bauen und Wohnen soll als zentraler Bestandteil jeder Kultur eingebettet in das komplexe Beziehungsgeflecht ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte unserer Gesellschaft verstanden werden. Bislang war vom energieeffizienten, baubiologischen gesunden oder sozial verträglichen Bauen und Wohnen die Rede. Nachhaltiges Bauen und Wohnen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, in dem Fragen des Energie- und Flächenverbrauchs, der Nutzung erneuerbarer Energieformen, der Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung auf sozialverträgliche und selbstbestimmte Art und Weise miteinander verbunden werden.

Erstaunliche Fortschritte in der Bautechnik

Im Bereich des Neubaus wurden zweifelsohne in den letzten drei Jahrzehnten erstaunliche Fortschritte in der Bautechnik erzielt. Diese Entwicklungen haben in den letzten 15 Jahren zu enormen Reduktionen des Heizenergiebedarfs geführt. Das größte ökologische Potenzial im Handlungsfeld Bauen und Wohnen liegt jedoch - da sind sich mittlerweile alle ExpertInnen einig - im Bereich der Bestandssanierung. Bei Wohnbauten entfallen mindestens 80 Prozent der Bauwerksmasse und 70 Prozent des Primärenergieaufwandes auf die Tragkonstruktion, eine effiziente Nutzung des Bestandes ist ein entscheidender Beitrag zur Ressourcenschonung zumal auch keine Fläche neu in Anspruch genommen wird und kein Erschließungsaufwand anfällt. Auch in der österreichischen Klimastrategie kommt der thermisch-energetischen Altbausanierung zur Reduktion der Treibhausgasesmissionen eine zentrale Stellung zu.

Die umfassende Anforderungen und Ziele von Nachhaltigkeit wurden bislang in nur ganz wenigen Modellprojekten eingelöst. Solche Beispiele zeigen jedoch, dass es sehr wohl möglich ist, die Zukunft des Bauens und Wohnens an den Kriterien einer nachhaltigen Lebensweise zu orientieren.

Projekt mit Vorbildcharakter

Ein aktuelles Projekt mit internationalem Vorbildcharakter ist die sozial-ökologische Stadterweiterung im "Quartier Vauban" (http://www.vauban.de/) in Freiburg (Deutschland). Auf einem großen innerstädischen Gelände der ehemaligen französischen Vauban-Kaserne im Süden der Stadt Freiburg entsteht bis zum Jahr 2006 Wohn- und Lebensraum für rund 5000 Menschen sowie ein kleinteiliges Gewerbegebiet mit etwa 600 Arbeitsplätzen. Es wurden modernste ökologische Baustandards und umweltfreundliche Mobilitätskonzepte verwirklicht und zugleich konnte durch ein umfassendes Angebot an Mitbestimmungsmöglichkeiten gewährleistet werden, dass die zukünftigen BewohnerInnen des Stadtteils diese vielfältigen und zum Teil sehr innovativen Lösungen auch unterstützen: So orientiert sich etwa das entwickelte Verkehrskonzept in erster Linie an den Bedürfnissen von FußgängerInnen. Versorgungseinrichtungen, Arbeitsplätze und eine Schule sind in unmittelbarer Nähe der Wohnungen.

Ein Großteil des Wohngebiets ist stellplatzfrei, Car-Sharing wird besonders gefördert. Errichtet werden ausschließlich Passiv- oder Niedrigenergiehäuser, wobei der Restenergiebedarf durch ein Blockheizkraftwerk auf Basis erneuerbarer Energieträger gedeckt wird. Auch im Abwasserbereich kommen neue Öko-Technologien zur Anwendung: Regenwasser wird direkt auf dem Gelände versickert und zum Teil für die Toilettenspülung verwendet, in Teilbereichen werden Abwässer und organische Abfälle zum Betrieb einer Biogasanlage verwendet. Mit einem eigenen Bauabfallkonzept konnte dazu beitragen werden, die Abfallmenge während der Bauphase zu minimieren. Die soziale Dimension des Modellstadtteils Vauban resultiert aus dem umfassenden Mitbestimmungsprozess. Bei der Besiedelung wurde auch auf die gezielte Mischung verschiedener Bevölkerungsgruppen, generationenübergreifendes Zusammenleben und auf die Verbindung von Wohnen und Arbeiten geachtet.

Neue Organisationswege

Auch bei der Organisation gemeinschaftlichen Bauens hat man neue Wege beschritten: selbstorganisierte Baugruppen wurden bei der Grundstücksvergabe bevorzugt und von der Gruppenfindung bis Wohnungsübergabe inhaltlich und organisatorisch vom Forum Vauban unterstützt.

Über Herausforderungen des Wechsels zu nachhaltigem Bauen und Wohnen, weitere Beispiele, Maßnahmen und Initiativen des nachhaltigen Bauens und Wohnen berichtet das Monatsthema Oktober 2004 auf der Webpage www.nachhaltigkeit.at .