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Foto: Archiv
Der Krise folgt der Neuanfang: Die Medien-und Werbebranche hat ihre kritischen Jahre kaum überwunden, schon wollen Innovationen und Investitionen beredet werden. Zuletzt Donnerstag bei den Medientagen des Manstein-Verlags und der News-Gruppe in Wien.

Berufen dazu fühlt sich "News"-Gründer Helmuth Fellner. Er vermisst Aufbruchstimmung unter österreichischen Tageszeitungen. Wenig überraschend, zumal Fellner mit Bruder Wolfgang seit geraumer Zeit an einem solchen Projekt arbeitet.

"Die letzte große Innovation war der STANDARD vor 16 Jahren", sagt Fellner. Doch Tageszeitungen sähen aus wie vor 30 Jahren und seien mit ihren Lesern gealtert. Wie bei ihren Magazinen versprechen die Brüder jüngere Leser.

Agenturmeldungen sind sofort im Internet zu lesen, betont Fellner, da reicht die simple Zeitungsmeldung nicht mehr. derStandard.at liefert sie zum Beispiel seit bald zehn Jahren. Nicht wirklich neu klingt auch Fellners Schluss daraus: Tageszeitungen müssten "Hintergrund, Analyse, Kommentar, Recherche, Personalisierung, Porträt" anbieten. Das tun viele schon eine ganze Weile.

Fellners "neuer Aktualitätsbegriff"

Damit Fellners "neuer Aktualitätsbegriff" auch auf den Leser wirkt, soll der Brüder Blatt zudem "täglicher Guide für ein neues Medienzeitalter" sein. So ähnlich haben sie schon "tv-media" beworben, nur nicht täglich.

Mit den derzeit oft erfolgreichen Billig- und Gratisblättern will Fellner nichts zu tun haben, beteuert er und setzt sie Handelsketten wie "Hofer, Aldi, Penny" gleich. Die Fellner-Zeitung sieht er als "Spar Gourmet". Eine Abgrenzung, die nicht zuletzt Werbekunden anziehen soll.

"Nicht unter 100 Journalisten"

Um den Unterschied zu untermauern, spricht er von "nicht unter 100 Journalisten", während etwa der deutsche Titel "20 Cent" mit einem Dutzend Journalisten auskommt. Zur Erinnerung: "Format" starteten die Brüder mit dem Vielfachen seiner heutigen Mannschaft.

Wer soll die 100 bezahlen? Der Springer-Verlag gründete mit den Fellners schon "News" und "tv-media". Diesmal winkt Vorstandschef Mathias Döpfner entschieden ab. Er könne sich ohnehin nicht vorstellen, wer hier Geld reinstecke, sagte er zum STANDARD in Berlin.

Springer gründet - nach dem erfolgreichen Boulevardblatt "Fakt" in Polen - nun lieber in Ungarn: Ab Montag wird "Reggel" in Budapest verkauft. Sie soll eine Regionalzeitung nach dem Vorbild des "Hamburger Abendblattes" sein und 50.000 Exemplare verkaufen.

Ein Kleinformat hat Springer seiner deutschen Welt zur Seite gestellt. 20 Prozent mehr Auflage soll es dem großformatigen Qualitätsblatt bringen. "Junge mit Bildung greifen als Einstiegsdroge zu Welt kompakt", hofft Doepfner, bisher "ohne Kannibalisierungseffekt für die Welt." (Alexandra Föderl-Schmid, Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 15.10.2004)