"Willem Van Heythuyzen" (Ausschnitt)

Foto: Im Kinsky
Für ein auf höchstens 40.000 Euro geschätztes Gemälde kletterten die Gebote in der 51. Auktion auf 440.000 Euro. Das der Werkstatt oder einem Nachfolger von Frans Hals zugeschriebene Bildnis "Willem Van Heythuyzen" entpuppte sich damit wohl als authentisch.


Wien - Ein flaues Gefühl im Magen quälte Otto Hans Ressler Dienstagabend vor Beginn der Auktion. Im Kinsky ist er der Herr des Hammers und diese Art Lampenfieber überfällt ihn trotz der bereits 51. Versteigerung.

Natürlich, der auf 850.000 bis 1,4 Millionen Euro taxierte Waldmüller sollte ebenso einen neuen Platz finden wie insgesamt 184 andere Werke auch. Dass sich darunter eine Sensation anbahnte, ahnte zu diesem Zeitpunkt keiner.

Position zwei, ein als Werkstatt oder Nachfolge Frans Hals zugeschriebenes Werk, gelangt bei 20.000 Euro zum Aufruf. Zwei Telefonbieter hatten sich für das ehemals aus einer Rothschild-Sammlung stammende und zuletzt in österreichischem Privatbesitz befindliche Bildnis Willem Van Heythuyzen angemeldet.

Und sie lieferten sich ein erbittertes Gefecht, das Otto Hans Ressler bei 340.000 Euro mit dem enthusiastischen Zwischenruf - "Ach Gott, ich lieeeeebe Auktionen!" - quittierte.

Bei 440.000 Euro fiel der Hammer zugunsten eines Schweizer Kunden, der sich das wohl als authentisches Hals-Werk identifizierbare Bildnis weit über den Expertenerwartungen sicherte.

Dieses Ergebnis belegt Zweierlei: dass sich Österreich - entgegen deutschen Unkenrufen, eine Altmeister-Restplatzbörse zu sein - zu einem ernst zu nehmende Marktplayer entwickelt hat. Und, dass man eben nicht unbedingt eine stets opulent bestückte Altmeister-Sektion benötigt, um internationale Interessenten zu locken - sondern einfach nur das richtige Bild!

Typische Schulstunde

Auch Arbeiten des 19. Jahrhunderts fanden guten Zuspruch: Johann Baptist Reiters 1847 geschaffene Dame in Négligé, ein intimes Genrebild aus dem motivischen Umfeld der legendären Schlummernden Frau in der Österreichischen Galerie, wechselte für 45.000 Euro ebendorthin. Bei 700.000 Euro, und damit unter der Taxe, wollte man die Nachfrage für Ferdinand Georg Waldmüllers Ende der Schulstunde beleben.

Wer vor diesem Bild "nicht heiter gestimmt wird, der mache sein Testament und lege sich hin", merkte ein zeitgenössischer Kritiker zu dem 1843 entstandenen Werk an, das die Leiden und Freuden einer Schulstunde, die kleinen Leidenschaften und Ränke, Neckereien und Bosheiten schildert.

2001 offerierte der Wiener Handel dieses Werk für umgerechnet mehr als 1,7 Millionen Euro. Ein wahres Schnäppchen machte insofern jetzt jene Kunstliebhaberin, die sich den Waldmüller bei 870.000 Euro ebenso sicherte wie bei 180.000 Euro einen Kanal bei Amsterdam, ein Hauptwerk von Tina Blau, das bislang oftmals als Leihgabe bei Ausstellungen fungierte.

Nicht weniger engagiert präsentierte sich der Handel: dorthin wanderte u.a. Rudolf Quittners Am Weiher (15.000 Euro) oder das an Rudolf Leopold erinnernde Selbstporträt Carl Molls (20.000 Euro). In der Sparte Zeitgenössisches sicherte sich Agnes Essl für 30.000 Euro Josef Pillhofers Bronze Hammurabi.

Und - fast erstaunlich - das Überangebot an Arbeiten Markus Prachenskys fand Absatz: alle acht wechselten zu Preisen zwischen 3500 und 17.000 Euro den Besitzer.

Diesen Anschluss verpasste Malerkollege Max Weiler, von dem nur sieben der elf feilgebotenen Werke zugeschlagen wurden, darunter bei 65.000 Euro zum Vorbehalt für Wie eine Landschaft (1965), und erfolgreich für das 1953 entstandene Kelch und Blume bei 130.000 Euro. Am Ende des Abends summierten sich die Umsätze an der Freyung bei einer Verkaufsquote von 59 Prozent auf 3,7 Millionen Euro netto. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.10.2004)