Täter werden entweder von der Konkurrenz gezielt eingeschleust, oder es handelt sich um Mitarbeiter, die aus purem Egoismus und in Bereicherungsabsicht geheime Infos sammeln.

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Wien - Beim Österreichischen Detektivverband (ÖDV) ortet man immer mehr Fälle von Geheimnisverrat in Unternehmen. "Allein was aus dem Erfahrungsaustausch mit Kollegen hervorgeht, sind es pro Jahr mittlerweile mehr als 100 in Österreich", sagte ÖDV-Geschäftsführer Georg Hirtl der APA.

Betroffen sind nach den Worten Hirtls im Wesentlichen Unternehmen, deren Erfolg auf hochspezialisierten Produkten beruht oder solche mit starker Konkurrenz, bei denen das Bekanntwerden von Firmeninterna Markt beeinflussende Konsequenzen hat. Der Detektiv unterscheidet zwei Hauptmotive: Täter werden entweder von der Konkurrenz gezielt eingeschleust, um Informationen "abzusaugen", oder es handelt sich um Mitarbeiter, die aus purem Egoismus und in Bereicherungsabsicht geheime Infos sammeln, weitergeben oder damit Erpressungsversuche starten. Der Schaden kann in die Millionen gehen.

Detektive statt Polizei

"Eine solche Erpressung muss nicht zwangsläufig Richtung Bargeld gehen", sagte Hirtl. "Den Tätern geht es oftmals darum, sich einen Vorteil zu verschaffen. Das kann auch ein besser dotierter Job sein." Dass Unternehmen in solchen Fällen gern Detekteien mit Ermittlungen betrauen anstatt sich an Polizei oder Gendarmerie zu wenden, führt der ÖDV-Geschäftsführer darauf zurück, dass die Behörden strafrechtliche Konsequenzen ziehen müssen und der Fall öffentlich bekannt wird.

Grundsätzlich bemängelt Hirtl, dass viele Unternehmen sich der Problematik zu wenig annehmen. "Bei Betroffenen ist die Sensibilisierung da, aber dann ist es zu spät." Darüber hinaus bemängelt man beim Detektivverband, dass die Firmen mit überführten Tätern zu mild verfahren. "Die Unternehmen sind bemüht, intern reinen Tisch zu machen. Sich von dem Mitarbeiter zu trennen, ist unseres Erachtens aber zu wenig", meinte Hirtl. "Stärkere Signale" wären geeignet, potenzielle weitere Täter abschrecken. (APA)