Das wird heute eine Kolumne des Grauens. Sagen Sie jetzt nicht, dass heute noch nicht Halloween ist und dass ich mir das für später aufheben soll. Bei Billa ist auch heute schon Halloween, und was die können, ha! So früh können wir auch aufstehen. Außerdem ist praktisch schon das ganze Jahr Halloween, so grauenhaft wird einem dauernd mitgespielt. Am klügsten, man spielt mit.

Die Briefmarke zum Beispiel können Sie ausschneiden und einer Person schicken, die sie ungerechtfertigterweise von der Bettkante gestoßen hat. Ich mach' das auf jeden Fall. Stecken Sie die Briefmarke aber bitte IN das Kuvert, nicht obendrauf, es sei denn, Sie wollen, dass die Postbotin den Sekundentod stirbt. Da ist der Empfänger nämlich gewarnt, wenn er eine unter dem Postkasten liegende, entseelte Postbotin findet und ihre Hand krampft sich um einen Brief mit der todbringenden Marke drauf, und der ist an ihn adressiert. Und dann bekomme ich Ärger, weil die Polizei fragt dann beim RONDO nach, und dann müssen Sie in nächster Zeit ununterbrochenes Gejammer über das schlechte Essen in Gefängnissen und die miserablen Bestände der Gefängnisbibliotheken lesen, und das will doch kein Mensch. Vermutlich gibt's tagein, tagaus Kürbissuppe im Gefängnis, weil auch die Einrichtung eines Halloween-Monats nicht den gigantischen Kürbisberg abbaut, unter dem dieses Land zu ersticken droht.

Allerdings gibt es noch ein grausigeres Gemüse als Kürbis, nämlich Fenchel. Warum hat der nach Arznei riechende und nach Anstaltsverwahrung schmeckende Fenchel nicht Karriere als Halloween-Symbol gemacht hat? Fenchel ist natürlich kilomäßig teurer als Kürbis. Es gibt auch kein so eklatantes Überangebot - und wenn doch, dann ist es wesentlich leichter, Fenchel ins Meer zu kippen als Kürbisse. Ich glaube, wenn alle in der Steiermark produzierten Kürbisse ins Meer gekippt würden, würden diese Massen den Meeresspiegel schneller heben als jede klimakatastrophale Pol-Schmelze.

Mallorca gäbe es dann überhaupt nicht mehr. Huch! Wir brauchen sofort eine Rettungsaktion. Mallorca darf nicht Atlantis werden, feiert ganzjährig Halloween. All die schönen Fincas mit ihren Kunstschätzen und Millionären drin, das darf doch nicht zur Legende werden! Oder zum Drehort für die neuerdings so beliebten Fisch-Filme herabsandeln. Ich bin kein Fisch-Film-Fan. An sich sind Fisch-Filme recht lustig, Schwammkopf und Nemo und so. Aber ich bin ja stets misstrauisch, wenn mir jemand mit Entertainment droht. Bedeutet das vermehrte Auftreten, diese Schwärme von Fisch-Filmen, die so genannte Fisch-Film-Welle, dass wir demnächst alle untertauchen müssen? Millionäre verstecken sich vor Postboten, Schreckbriefmarkenfälscher vor Kürbisproduzenten? Das wäre ja grauenhaft! Das wäre zweifellos das Ende.

Ihre Cosima Reif , Zufallskolumnistin (Der Standard/rondo/8/10/2004)