Seit drei Alben und einem halben (dem im Jahr 2000 erschienen Minialbum Maplewood) verwischt der Multiinstrumentalist also konsequent jene Spuren, die auf geradem Wege zu seinem Werk führen würden. Deshalb war She Fell In To My Arms auch nie in den Charts zu finden. (Dafür strahlt es heute noch).
Ein Hit - zumindest zu Hause auf der Insel - sollte ihm auf seinem zweiten Album gelingen: All Of Your Days Will Be Blessed, eines der wenigen optimistischen Stücke auf From Every Sphere, das viel mehr die dunkle Seite des Mondes beschwor als sein Vorgänger. Harcourt gab sich darauf eher depressiven Stimmungen hin, und so erschien das Werk bockig, etwas verwahrlost und rechtfertigte die ständig strapazierten Tom-Waits-Vergleiche, denen der junge Mann ausgesetzt ist: schwer erziehbare Lieder, angesiedelt zwischen dem spirituell durchwirkten Heroin-Blues von Spain und kaputtgemachten Popsongs, die ihre Brillanz nur schemenhaft wiedergaben. Immerhin zog sich Harcourt mit seinem zweiten Album die Aufmerksamkeit von geistesverwandten Bands wie R.E.M. oder Wilco zu und tourte mit diesen erfolgreich durch amerikanische Stadien.
Der Titel des nun erschienenen dritten Werks, Strangers, nimmt sich zwar ebenfalls fremdelnd aus. Aber Irrtum: Dahinter verbirgt sich der bislang eingängigste und poppigste Harcourt. Zwar scheint der eröffnende Feedback-Lärm in The Storm Is Coming sich noch gegen diese neue Fröhlichkeit wehren zu wollen. Die Melodien, mit denen ein Chor den Song kurz darauf mit Schmelz überzieht und gen Himmel trägt, knicken diesen Widerstand jedoch bald. Harcourt musste schließlich in einem Interview auch gestehen, dass das Album in einer Phase entstanden ist, als er "eine sehr inspirierende Frau kennen gelernt hat". Dank an dieser Stelle der Unbekannten.
Die positive Energie und die dadurch ausgelöste Euphorie dringen dem Mann, nun ja, aus allen Poren und lassen ihn Stücke wie Born In The '70s schreiben - einen frühen Höhepunkt. Auch in den Balladen des im verschneiten schwedischen Winter aufgenommen Werks weicht der leicht selbstzerstörerische Charakter früherer Stücke einem Optimismus, den behutsame Bläser und ein Beserlschlagzeug kongenial umsetzen. Der Gitarre entreißt er lustvoll kleine Schreie des Entzückens und portioniert, je nach Befindlichkeit, Streicher. Einmal opulent und tragend, dann wieder dezent. Dazu setzt der Euphorisierte variationsreich sein viele Songs prägendes Keyboardspiel ein und treibt mit seinem Idiom Spielchen, die vom schmolllippigen, kleinen "Eddie" bis zum selbstsicheren Eroberer reichen. Entstanden ist so eine atmosphärisch abwechslungsreiche Songsammlung, die eine schlanke Band First-Take live im Studio eingespielt hat. Diese Lebendigkeit, bis ins Detail von Spiellaune und Fantasie multipliziert, macht Strangers zu einem der überzeugendsten Alben des diesbezüglich nicht gerade geizigen Jahres.