Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen hat den arabischen Staatschefs in Sachen Pressefreiheit ein Armutszeugnis ausgestellt. "Die Machthaber in den arabischen Staaten unterdrücken die Pressefreiheit systematisch", sagte Astrid Frohloff, Vorstandsmitglied der Organisation, am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse. In keiner anderen Region sei die Lage für Journalisten so schlecht wie in der arabischen Welt.

Auf die Liste der "größten Feinde der Pressefreiheit" setzte Reporter ohne Grenzen den libyschen Revolutionsführer Muammar el Gaddafi, das Herrscherhaus von Saudi-Arabien, den tunesischen Präsidenten Zine al-Abdin Ben Ali sowie den syrischen Staatschef Baschar el Assad. Die arabische Welt ist in diesem Jahr Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse.

Todesdrohungen, Diffamierungskampagnen und Gefängnisstrafen

Die Regierungen versuchten unliebsame Journalisten mit Todesdrohungen, Diffamierungskampagnen und Gefängnisstrafen zum Schweigen zu bringen. In Algerien etwa sitzen nach Angaben der Organisation derzeit vier Journalisten wegen regierungskritischer Publikationen in Haft. "Gerade in Algerien werden die Schikane- Methoden immer subtiler", sagte Frohloff. Zeitungen würden zum Beispiel durch willkürliche Steuerforderungen oder überhöhte Druck- und Papierpreise in den Ruin getrieben.

Nahost-Korrespondenten wie Peter Philipp (Deutsche Welle) und Karim al-Gawhary (taz, ORF) betonten jedoch, der Zugang der Menschen zu unzensierten Informationen habe sich durch die Gründung der neuen überregionalen arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira und Al- Arabija in den vergangenen Jahren verbessert. Einige staatliche TV- Sender hätten auf diese Herausforderung reagiert und rückten nun gelegentlich ebenfalls Talkshows zu kontroversen Themen ins Programm. (APA/dpa)