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Am 22. Oktober wird Rudi Carrell um zehntausend Euro reicher sein. Sofern der nicht mehr ganz taufrische Holländer noch einen Wettpartner gefunden hat. Wer zahlt schon den Einsatz, wenn man alleine auf das Scheitern Anke Engelkes als Nachfolgerin von Harald Schmidt wettet?

Am 21. Oktober will Sat.1 "Anke Late Night" zum letzten Mal ausstrahlen. Dienstagnachmittag kam die offizielle Bestätigungen der Produktionsfirma Brainpool.

Die Late Night Show mit Engelke war das prestigeträchtigste Projekt des Schweizer Privatradio- und Privatfernsehpioniers Roger Schawinski als Chef von Sat.1. Kein Wunder: Als Schawinski im Dezember 2003 die Führung des Senders von Martin Hoffmann übernahm, ging Sat.1-Sympathieträger Harald Schmidt gleich mit seinem Freund Hoffmann ab.

Billigere Werbepreise

Zu dem Zeitpunkt, und bis Engelke im April 2004 tatsächlich on air ging, glaubte man Schawinski einen seiner Stehsätze vom "Glücksfall", dass alle Welt über eine Sendung redet. Werbekunden hätten freilich einen ungleich größeren "Glücksfall" erkannt, hätten mehr Menschen "Anke Late Night" auch gesehen. Die Show blieb beständig unter den erwarteten zweistelligen Marktanteilen. Zuletzt sahen nur 650.000 zu, Marktanteil: sieben Prozent. Mehrfach musste der Sender die Werbepreise dafür verbilligen.

"Anke Engelke und Sat.1 werden weiterhin eng zusammenarbeiten", ließen beide und Brainpool Dienstag verlauten. Neben neuen Episoden von "Ladykracher" wolle man gemeinsam "Primetimeshows und Specials" entwickeln. Auf dem "Late Night"-Sendeplatz findet sich vorerst kein vergleichbares Format mehr. Sat.1 will für 23.15 Uhr zunächst eigenproduzierte Serien hervorholen und nennt als Beispiel "Helicops".

"Ich plane keine kreative Pause"

Vorgänger Harald Schmidt hatte seinen Abgang mit einer "kreativen Pause" begründet, die er zum Beispiel für eine Bühnenshow nutzte, mit Kalauern über den bescheidenen Erfolg seiner Nachfolgerin. Nachsatz Engelkes vom Dienstag also: "Im Übrigen plane ich keine kreative Pause."

Von Schawinski ist eine solche vorerst ebenso wenig zu erwarten. (fid, dpa/DER STANDARD; Printausgabe, 6.10.2004)