Ljubljana/Wien - Trotz der klaren Niederlage der Liberaldemokraten zeigt das slowenische Wahlergebnis starke regionale Besonderheiten. Klar scheint, dass die um rund zehn Prozentpunkte auf 60,5 Prozent gesunkene Beteiligung insgesamt den Rechtsparteien genutzt hat.

Innerhalb des rechten Lagers wiederum dürfte das Kalkül des Vorsitzenden der Volkspartei (SLS), Janez Podobnik, aufgegangen sein: Er hatte wenige Tage vor der Wahl im umstrittenen Grenzgebiet in Istrien seine Verhaftung durch kroatische Polizisten provoziert. Bis dahin hatten sämtliche Umfragen der SLS den Hinauswurf aus dem Parlament prophezeit. Tatsächlich kam die Volkspartei nun auf 6,8 Prozent. Im Wahlkreisverband Postojna (Adelsberg), zu dem das istrische Grenzgebiet gehört, blieb die SLS aber mit fünf Prozent klar unter ihrem Gesamtergebnis.

Umgekehrt schnitten die Liberaldemokraten und die mit ihnen verbündeten Sozialdemokraten (ZLSD) an der Küste weit besser als die Rechte ab. Im Wahlbezirk der Hafenstadt Piran etwa liegt die LDS mit 28,35 Prozent weit vor Jansas SDS (19,2). In Izola belegte die ZLSD mit 27 Prozent Platz eins vor LDS (24,8) und SDS (18,7). In Koper, wo er Bürgermeister war, siegte der Exrennfahrer und Listenführer von "Slowenien gehört uns", Boris Popovic, mit 22,4 Prozent - was ihm aber nicht zum Einzug ins Parlament verhalf. Knapp dahinter LDS und Sozialdemokraten.

Interessant auch der Wahlkreis Gornja Radgona (Oberradkersburg): Dort verwies die LDS mit 24,9 Prozent die SDS auf Platz zwei (24,3). Im Wahlkreisverband mit Maribor (Marburg), der zweitgrößten Stadt Sloweniens, sowie im benachbarten Verband Celje (Cilli) schnitt die Nationalpartei mit 9,3 bzw, 8,7 Prozent überdurchschnittlich gut ab. Diese Gebiete bilden die Stajerska, die ehemalige Untersteiermark. (jk/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.10.2004)