Zeichnung: Ironimus
Die Architektur ist ein Maskenball und Gustav Peichl die Parodie des Gardegenerals. So hat er es in unzähligen Zeichnungen festgehalten, die über die Jahrzehnte in Architekturmagazinen erschienen sind. Sie stehen ein wenig im Schatten des tages- aktuellen karikaturistischen Werkes, abgedruckt in der Presse und der Süddeutschen Zeitung, das dieser Tage mit einem neuen Sammelband geehrt wird (Gustav Peichl: Ironimus - Das wahre Österreich, Amalthea Verlag 2004, € 29,90). Dabei ist es ja viel pikanter, die lieben Kollegen aufs Korn zu nehmen als die gerade amtierenden Politiker. Peichl alias Ironimus hat es trotzdem getan und auch sich selbst nicht verschont. Seine Karikaturen sind kleine Architekturkritiken, liebevoll auf die Schrullen der Szenefiguren hin angelegt. Wer etwas über Léon Krier, Oswald Mathias Ungers oder Charles Moore erfahren möchte, der liest aus einer einzigen Karikatur von Ironimus mehr heraus als aus zentnerschweren Architektenmono- grafien. Nebenbei ist Peichl nicht nur Zeichner, er klebt auch Collagen: Grundrisse und Schnitte setzt er den Stars der Postmoderne als Narrenkappe auf. Was natürlich die Frage aufwirft, wie viel Karikatur und Polemik in seinen eigenen Bauten steckt. Mit 76 Jahren ist er immer noch aktiv. (oel/ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.10.2004)