Die Zahl der Insolvenzen werde heuer sicher auf mehr als 6.000 Firmenzusammenbrüche steigen

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Wien - Österreich steuert auf einen Pleitenrekord hin. Die Zahl der Insolvenzen werde heuer sicher auf mehr als 6.000 Firmenzusammenbrüche (2003: 5.643) steigen, so Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV) am Donnerstag zur APA. Mit einem "erschreckenden" Plus von 12,4 Prozent sind die Unternehmenspleiten heuer in den ersten drei Quartalen auf 4.550 Fälle angestiegen nach 4.047 im Vorjahreszeitraum, geht aus der aktuellen KSV-Statistik hervor. Besonders dramatisch ist die Entwicklung bei den mangels Masse abgewiesenen Konkursen, die um 24,1 Prozent auf 2.360 Fälle zulegten.

Bei den eröffneten Verfahren gab es in den ersten drei Quartalen ein Plus um 2,1 Prozent auf 2.190 Insolvenzen, davon waren nur 43 Fälle (2003: 51) Ausgleiche. Der Löwenanteil der Firmenzusammenbrüche entfiel auf Konkurse mit einem Plus von 2,5 Prozent auf 2.147 Fälle. Die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen in den ersten neun Monaten 2004 um 1,1 Prozent auf 1,817 (1,798) Mrd. Euro an. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmer sank um 13,6 Prozent auf 15.300 Mitarbeiter, daran lasse sich auch das Fehlen von Großinsolvenzen ablesen. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe waren in den vergangenen beiden Jahren von Insolvenzen betroffen.

Bauwirtschaft hauptbetroffen

Die meisten Pleiten gab es heuer wieder in der Bauwirtschaft mit 733 Verfahren und Verbindlichkeiten von 325 Mio. Euro gefolgt von Unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit 703 Verfahren und 296,7 Mio. Euro Passiva. Im Gastgewerbe verursachten 636 Pleiten Verbindlichkeiten von 83,8 Mio. Euro.

Die meisten Firmenzusammenbrüche gab es in den ersten drei Quartalen 2004 in Wien mit 1.467 Fällen und Passiva von 331 Mio. Euro, gefolgt von Oberösterreich (676 Fälle), Niederösterreich (605 Fälle) und der Steiermark (532 Fälle). Die wenigsten Pleiten gab es im Burgenland mit 156 Fällen.

Größte Pleite in Niederösterreich

Die größte Pleite des laufenden Jahres war der Konkurs über die Verlassenschaft der Helene Berger Mülldeponie in Weikersdorf (NÖ) mit Passiva von 148,6 Mio. Euro, gefolgt von der Salzburger Baugruppe Gassner in Zell am See (71,4 Mio. Euro) und der niederösterreichischen Baufirma Buhl in Gars am Kamp (28,0 Mio. Euro).

Weiterhin dramatisch angestiegen sind in der ersten drei Quartalen die Privatkonkurse und zwar 29,1 Prozent auf insgesamt 4.116 Fälle. Bei den eröffneten Fällen gab es einen Zuwachs um 26,4 Prozent auf 3.457 Pleiten, die mangels Masse abgewiesenen Konkursanträge stiegen um 44,8 Prozent auf 659 Fälle. Die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten bei den Privaten erhöhten sich um 10,2 Prozent auf 479,8 Mio. Euro.

Die meisten Privatpleiten gab es in Wien mit 870 Fällen und Passiva von 104,9 Mio. Euro. Der Anstieg der Privatkonkurse, sei laut Kantner sowohl auf die gestiegene Verschuldung der Österreicher als auch auf die geänderte Rechtslage seit Juli 2002 zurückzuführen, die mehr Personen den Zugang zum Privatkonkurs ermöglicht. Der Zuwachs bei den Privatkonkursen werde heuer anhalten, sich aber etwas abschwächen, schätzt der KSV. Für das Gesamtjahr 2004 erwartet Kantner eine Anstieg der Privatkonkurse auf etwa 4.700 eröffnete Verfahren.(APA)