Der verstörend sinnliche Beginn von Los Muertos, dem zweiten Spielfilm des Argentiniers Lisandro Alonso (La Libertad), zeigt ein zurückliegendes Verbrechen; warum es sich zugetragen hat, erfährt man nie. Stattdessen: der Weg des Mörders Vargas (Argentino Vargas), gerade aus dem Gefängnis entlassen, zurück in den Dschungel. Die Etappen einer Rückkehr: zuerst mit dem Auto über Landstraßen, dann schier endlos mit dem Boot durch den Sumpf.
Alonso erweist sich wie schon in La Libertad als betörender Minimalist. Nicht die Erzählung, sondern ein Schauen treibt diesen Film voran; die langen Einstellungen, Plansequenzen bisweilen, sind ganz auf die Beobachtung von Aktivitäten ausgerichtet – und beschwören vielleicht gerade deshalb mythische Analogien herauf. Alonso beschreibt einen Weg zurück zur Natur, aber Vargas ist niemand, der sich im Herz der Finsternis verliert, eher einer, der die Wildnis in sich gebändigt hat.
Von einer ganz anderen Reise erzählt Familia rodante von Pablo Trapero, ein weiterer Vertreter des neuen argentinischen Kinos. Eine Großfamilie bricht im selbst ausgebauten Campingmobil auf eine weit entfernte Hochzeit am Lande auf: eine Belastungsprobe für den sozialen Zusammenhalt, denn bald schon brechen alte und neue Konflikte aus, bahnen sich Leidenschaften den Weg, unter Missachtung der familiären Verhältnisse.