"Halt den Mund, du Hund, brüllt jetzt mein Mund." So schwallend kommt es ihm über die Lippen, dass in der ersten Bühnenversion dieses Jonke-Textes der Darsteller Bernd Jeschek sich manches Mal beide Hände vor die Lippen pressen muss.
Kaum mehr an Figurenentwurf und Szene wird diese Uraufführung durch Michael Gampe (im Semper-Depot) als performativen Sprechakt auszuweisen wissen. Jeschek taucht - wie das Denken des großen Hineinhorchers Jonke - aus einer großen Innenwelt heraus, hier: aus dem ehemaligen Kulissen- und Dekorationsdepot der Hoftheater. Der Prospekthof ist mehr als alles andere in dieser Produktion (der freien Gruppe theater 04) auf ganzer Strecke ideal.
Bernd Jeschek ist gut, manchmal sehr gut, er neigt aber dazu, diesen in Ehren Ernst Jandls mit "Sprechsonate" untertitelten Text akademisch-vorbildlich (auch tonal) auf Pointe und Linie zu bringen, wohingegen hier fünf Viertelstunden lang insgeheim Regelbrüche vollzogen werden. Hier werden Gitterstäbe des Sprech- und Schreibgefängnisses gedehnt, in dem einem Subjekt die fadenscheinigen Gesetze, Bevormundungen und Fremdbestimmungen in immer wieder neuen Anläufen selbst vor Augen geführt werden. - Zu brav für Jonkes wildes Denken, das die Spur aus dem Hinterhalt aufnimmt und verfolgt.