London - Streptokokken vom Typ A verursachen weit häufiger lebensbedrohliche Infektionen als bisher vermutet. Nach den Ergebnissen einer europäischen Untersuchung lösen die eigentlich meist harmlosen Erreger in den Ländern der Europäischen Union jährlich bis zu 20.000 gefährliche Infektionen aus, etwa fünf Mal mehr als angenommen. Zudem deuten die Daten aus den am besten überwachten Regionen Großbritannien, Skandinavien und Tschechien darauf hin, dass die Häufigkeit ansteigt. Allein in Großbritannien hat sich die Zahl der registrierten Fälle in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt.

Die meisten Infektionen mit Streptokokken vom Typ A sind harmlos und verursachen - wenn überhaupt - lediglich milde Symptome wie etwa Sodbrennen. Aus bisher ungeklärten Gründen können die Bakterien aber auch Weichgewebe und Muskeln angreifen und dadurch schwere Schäden etwa an Herz oder Nieren anrichten. Mitunter durchlöchern sie auch Blutgefäße und verursachen dadurch einen plötzlichen Blutdruckabfall. Dieses so genannte toxische Schocksyndrom endet selbst bei Behandlung mit Antibiotika in 20 bis 30 Prozent der Fälle tödlich, wie das Magazin "Nature" berichtet.

Zahllose Varianten

Besonders alarmiert die Forscher, dass die untersuchten Bakterien in zahllosen Varianten auftraten, die sich voneinander in der Struktur eines einzelnen Proteins unterschieden. Dieses Protein M macht das menschliche Immunsystem auf die Infektion aufmerksam. Die verschiedenen Bakterienformen zeigen, dass sich der Erreger sehr schnell entwickelt. Was die Veränderungsfähigkeit für künftige Infektionen bedeutet, ist derzeit noch unklar. Fest steht lediglich, dass sie die Entwicklung eines Impfstoffs erschwert. (APA)