Wien - "Der Plan fehlt", konstatiert der neue Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Markus Beyrer. Die heimische Politik habe es bisher verabsäumt, einen "Generalplan Energie" zu erstellen. "Es wird immer nur über Einzelmaßnahmen diskutiert", kritisiert die IV-Spitze.

Unter anderem wird der Netzausbau verlangt, denn Österreich sei "die Schwachstelle im europäischen Stromnetz". Konkret seien die Lücken in den 380-kV-Leitungen zwischen dem Südburgenland und Graz sowie Oberösterreich und Kaprun zu schließen (für den steirischen Teil läuft derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung, Anm.).

Neue Kraftwerke braucht das Land

Außerdem müssten in Österreich neue Kraftwerke gebaut werden, laut dem Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs gingen bis 2010 eine Kraftwerksleistung von 3000 Megawatt ab - dies entspräche dem Output von vier Gaskraftwerken, wie es derzeit der Verbund in Mellach bei Graz andenkt.

Die von Stromregulator Walter Boltz angekündigten Senkungen bei den Strommauten werden von der IV begrüßt. An der Forderung, auch die "politischen Kosten" der Energie zu "verflachen" - diverse Zuschläge -, wollen die Interessensvertreter trotzdem festhalten.

IV widerspricht Pröll

Beim Ökostrom widerspricht IV-Vizegeneral Peter Koren Umweltminister Josef Pröll (siehe Interview im STANDARD): "Eine Novellierung des Gesetzes ist notwendig", es seien "zu viele Fehler im alten Gesetz."

Eine Deckelung der Förderungen für Ökostrom sei aus Sicht der Industrie unbedingt notwendig. Die IV regt weiters an, dass nur mehr solche Ökostromanlagen gefördert werden, deren Wertschöpfung größtenteils in Österreich liegt.

Pröll hingegen sagt, eine Totalreform des Ökostromgesetzes sei nicht notwendig. Bis Ende 2004 muss der ressortverantwortlicher Wirtschaftsminister Lösungen gefunden werden, sonst könnten neue Anlagen nicht gefördert werden. (szem/DER STANDARD Printausgabe, 23.09.2004)