Sprigg hatte plötzlich den Anfang der sichtbaren Lebensformen der Erde vor Augen. Die Oberfläche des Sandsteins, der älter war als alle bis dahin bekannten Fossilien, zeigte fein gezeichnete Abdrücke, die jenen glichen, die Blätter im Schlamm hinterlassen. Die Organismen ohne Panzer oder Skelett stellen die ältesten Überreste Kolonien bildender Vielzeller dar. Als mögliches evolutives Bindeglied zwischen Einzellern und etwas später plötzlich entstandenen großen Vielzellern nahmen sie in der Erdgeschichtsforschung lange einen rätselhaften Platz ein. Und es fanden sich Ediacarafossilien, wie die Sonderlinge seitdem heißen, inzwischen auch in England, China, Westafrika und Kalifornien.
Schleimiges Zeug
Die blattartigen, gerippten Ediacarafossilien wirken fremdartig. Viele sind flach wie Palatschinken, einige erinnern an Farne, andere an Fischfilets. Es handelt sich um Abdrücke von Weichteilen, von schleimigem Zeug. Einige dieser quallenähnlichen Wesen konnten einen Meter groß werden. Sie sonnten sich unbehelligt in den Flachmeeren des späten Präkambriums wie in einem Garten Ediacara ohne Sexualität und ohne jede Aggression - nie fand man Bissspuren an den Fossilien.
Begann mit den Wesen des Ediacariums die Entwicklung höheren Lebens tatsächlich schon im Präkambrium? Oder waren sie nur ein fehlgeschlagenes Experiment der Natur?
Ganzkörperabdrücke von Ediacara
Auf der Halbinsel Avalon in Neufundland entdeckten Forscher um Guy Narbonne von der Queen's University in Kanada Ganzkörperabdrücke von Ediacara, bei denen sogar der innere Aufbau zu erkennen ist. Wie die jüngste Analyse der Funde nun zeigte, besaßen die Ediacara weder komplizierte innere Organe noch erkennbare Körperöffnungen wie Mund und Darmausgang.