Bild: Standard/Corn
Pro:

Optimaler Rahmen für Austausch - Schulgottesdienst als großes Fest

In der heutigen gottlosen Zeit ist die Frage schon berechtigt, warum wir überhaupt Schulgottesdienste brauchen. Meine Antwort ist folgende: Wo wir uns doch sowieso schon schwer tun mit uns selbst, ist es noch schwerer, die Klassengemeinschaft zu fördern. Gottesdienste, wie sie an meiner Schule praktiziert werden, geben uns Schülern einen optimalen Rahmen für gemeinsamen Austausch. Diese Zusammenkunft sollte eigentlich an jeder Schule wie ein Fest sein. Man feiert, dass man ein Schuljahr beendet hat oder eines beginnt. Zeitgemäße Musik, ethische Themen und jugendgerechte Sprache sorgen dafür, dass man - wenn man schon ein ganzes Schuljahr nichts kapiert hat - wenigstens beim Gottesdienst mitkommt. Man kann sich selbst einbringen und zumindest einmal im ganzen Schuljahr mitarbeiten. Gemeinsam singen und beten macht dann plötzlich Spaß, und man akzeptiert sogar, dass die Lehrer enthusiastisch mitsingen und so etwas Ähnliches wie Musik produzieren. Es ist schön, in solchen Momenten zu merken, dass sie auch nur Menschen sind. Wenn man solche Feiern richtig anpackt, könnten sie die Rettung unserer Konfession sein. Vor allem jetzt, wo aktuelle Themen die Leute an unserer Kirche zweifeln lassen. Schulgottesdienste zeigen, dass Religion auch Spaß machen kann!

Contra:

Schule hat nichts mit Gott zu tun - Messen sind realitätsfremd

Als Gottesdienstverweigerer weiß man es zu schätzen, gerade jeden ersten Schultag bis spät um halb neun auszuschlafen. Warum ich die Schulmessen nicht besuche, hat aber noch andere Gründe. Beginnend mit der Grundsatzdebatte "Was hat die Schule mit Gott zu tun?". Für viele Schüler sind die Messen realitätsfremd, und sie fühlen sich von den immer gleichen Themen nicht angesprochen. Eigentlich nicht verwunderlich, findet man nach kurzer Internetrecherche etliche Pauschalgottesdienste, die der Pfarrer nur abzulesen braucht (www. rpi-loccum.de/downschl.html). Sozial betrachtet ist ein katholischer Gottesdienst auch nicht besonders wertvoll, werden doch Angehörige anderer Religionen ausgeschlossen - nur in seltenen Fällen wird Schülern auch eine evangelische Messe angeboten. Warum beenden dennoch so viele Schüler Jahr für Jahr ihre Ferien freiwillig eine Stunde früher? Viele, um Pluspunkte bei den Lehrern zu ergattern; andere, weil sie von ihren Eltern dazu gedrängt werden; und leider nur wenige aus religiöser Überzeugung. Vermutlich wäre es besser, ein großes Frühstück oder Gartenfest zu veranstalten. Dort könnten sich Schüler aller Konfessionen treffen und sich gemeinsam aufs neue Schuljahr einstimmen, ganz ohne unbequeme Holzbänke und muffige kalte Kirchenluft.

(DER STANDARD-Printausgabe, 21.9.2004)