Wien - "Wir sind sicher, dass es diesmal klappt." In der VA Tech übte man sich am Montag in Optimismus, was den Antrag auf frisches Geld betrifft, über den die Aktionärsversammlung heute, Dienstag, abstimmen soll.

VA-Tech-Aktionär Mirko Kovats, der im April den Antrag auf genehmigtes Kapital im Ausmaß von 50 Prozent des Grundkapitals gemeinsam mit Schweizer Aktionärsgruppen zu Fall gebracht hatte, habe versichert, dass er diesmal zustimmen werde.

Kovats seit Freitag größter Aktionär

Offiziell ist Kovats seit Freitag mit mehr als 15 Prozent größter Aktionär des sanierungsbedürftigen Anlagenbaukonzerns, denn die ÖIAG hält nur noch 14,69 Prozent. Dem Vernehmen hat der Industrielle seinen Anteil von zuletzt 13,6 auf 16,1 Prozent erhöht.

Offiziell bestätigt wird dies freilich nicht - muss er auch nicht, die nächste Meldeschwelle ist bei 20 Prozent. Da der Zukauf erst nach der Anmeldefrist erfolgt sei, werde Kovats bzw. die von ihm kontrollierte Victory Industriebeteiligung AG bei der HV nur mit 13,6 Prozent angemeldet und stimmberechtigt sein, erfuhr DER STANDARD am Montag aus Unternehmenskreisen.

Damit ist klar, dass es beide Aktionärsgruppen, also ÖIAG und Victory braucht, um die für die Kapitalaufstockung notwendige Stimmenmehrheit von 75 Prozent zu erlangen.

Dass sich Goldman Sachs, die ihren Anteil nach Angaben aus Finanzkreisen am Montag von zuvor knapp unter fünf auf 5,16 Prozent erhöht haben, und Fidelity, die jüngst mit 5,2 Prozent eingestiegen sind, an der Abstimmung beteiligen, sei eher nicht zu erwarten, heißt es in den Kreisen weiter.

Kein strategischer Hintergrund

Denn das Investment habe keinen strategischen Hintergrund, sondern sei von mehreren Goldman-Sachs-Fonds lediglich im Zug ihrer Veranlagungstätigkeit erworben worden. Auch Merger-&-Acquisitions-Aktivitäten seien nicht erkennbar.

Zuvor war spekuliert worden, der US-Mischkonzern General Electric, Partner der VA Tech im Großturbinengeschäft und scharfer Konkurrent von Siemens, könnte hinter dem Engagement stehen.

Außerdem sei das Investment zu spät erfolgt, zumindest was die außerordentliche HV betrifft, denn die Frist zur Hinterlegung stimmberechtigter Aktien sei bereits am 15. September abgelaufen.

Zwei Tagesordnungspunkte fix

Fix ist nur, dass die außertourliche Aktionärsversammlung über zwei Tagesordnungspunkte abstimmen muss: die Ermächtigung für den Vorstand, das Grundkapital um bis zu 27,8 Mio. Euro bzw. 3,83 Mio. Aktien zu erhöhen und das Engagement von Ernst & Young als Wirtschaftsprüfer des Konzerns.

Ersteres hat der Aufsichtsrat unter Vorsitz von ÖIAG-Vorstandssprecher Peter Michaelis bereits Ende August einstimmig beschlossen. Zweiteres ist ein Formalakt, denn in der ordentlichen Hauptversammlung Ende April war KPMG von Ernst & Young abgelöst worden als Wirtschaftsprüfer, der formale Beschluss dafür kam in Folge der gekippten Kapitalerhöhung aber nicht zustande.

Die Zwölferfrage ist nun, ob die Aktionäre der Empfehlung des Aufsichtsrats diesmal folgen. Wie im April haben die VA-Tech-Räte nämlich auch diesmal einstimmig, also mit den Stimmen von Kovats - für die Kapitalerhöhung gestimmt. Gekommen ist dann alles anders. (ung/DER STANDARD Printausgabe, 21.09.2004)