Wien - Der Abverkauf von Bahnhöfen geht munter weiter. Nach dem Bahnhof Brunn am Gebirge, den die ÖBB im Frühjahr an die Gemeinde Brunn verkauft haben, wechselt nun der Seebahnhof in Gmunden den Besitzer. Auch da soll die Stadtgemeinde den Eisenbahnern ihr am "Lido di Gmunden" gelegenes Grundstück samt Bahnhof ablösen.

Geplant war es freilich anders. Ursprünglich wollte ÖBB-Generaldirektor Rüdiger vorm Walde das knapp 21.000 m² große Grundstück an den oberösterreichischen Bau- und Schotterunternehmer Hans Asamer verkaufen.

36 Euro/m2

Kolportierter Kaufpreis: 36 Euro pro Quadratmeter; ein unüblich attraktiver Preis, wie in der oberösterreichischen Gemeinde gefeixt wird. Begründet wurde die Mezzie mit der Sonderwidmung Bahn, die eine lukrative Verwertung als Baugrund unmöglich mache - zumindest derzeit.

Aus den Plänen, die die mit der Verwertung ausgewählter ÖBB-Immobilien betraute Ex-Verkehrsministerin Monika Forstinger eingefädelt haben soll, wurde jedoch nichts. Auf das schlechte Geschäft angesprochen, das der Deal bei einer Umwidmung in Bauland unmittelbar nach dem Verkauf für die Bahn zweifellos gewesen wäre, disponierte der angeschlagene Bahnchef in der Vorstandssitzung vergangenen Mittwoch nämlich kurzfristig um.

Nun wurde beschlossen, nur direkt an die Stadtgemeinde Gmunden zu verkaufen. Und: Sollte es, wie geplant, zur teilweisen Umwidmung in wertvolles Bauland kommen, erhalten die ÖBB einen Besserungsschein, also eine Nachzahlung. "Sonst hätte ja die Bahn durch die Finger geschaut", sagt ein Eisenbahnmanager, schließlich koste ein Quadratmeter am See locker 3500 Euro.

Nix is' fix

Fix ist noch nichts, heißt es hingegen im Stadtamt Gmunden. Zwar habe der Stadtrat bereits einen einstimmigen Beschluss gefällt, das letzte Wort habe aber der Gemeinderat, der am 27. September über die Causa berät.

Bürgermeister Heinz Köppl hat zwei Auflagen zugesichert: Der bisher von der Bahn gepachtete öffentliche Badestrand bleibt erhalten und an Stelle des derzeit geschlossenen Parkhotels unmittelbar neben dem Seebahnhof muss wieder ein Hotelprojekt entstehen. "Wir haben zu wenig Gästebetten in Gmunden", sagt Köppl zum STANDARD.

An der Höhe der Vermittlungsprovision, die Forstinger bei Zustandekommen des Deals bekommt, ändert das freilich nichts. Dem Vernehmen nach soll ÖBB-Chef vorm Walde mit seiner ehemaligen Chefin pro Quadratmeter 36 Euro vereinbart haben. In Summe also 756.000 Euro. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD Printausgabe, 21.09.2004)